XV. IMAGO MUNDI - Kongreß, Innsbruck 12.-16 Juli 1995

PARANORMOLOGIE UND RELIGION

 

 

 

 

 

 

 

P. DDrs. Joannes M. Touw

 

 

 

 

ÖL-MATERIALISATIONEN UND STIGMATA

IN SOUFANIEH (DAMASKUS)

Paraphänomene mit religiöser Bedeutung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abdij St. Benedictusberg

Mamelis 39 - Vaals

NL - 6295 NA Lemiers

Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung: Soufanieh

II. Religiöse Paraphänomene

1. Paraphänomene sind mehr als ihre Erscheinungsform

2. Methodischer Unterschied von drei Wirklichkeitniveaus

a. Drei menschliche Aktivitäten

b. Wahrnehmen

c. Erklären und interpretieren

d. Fakten und kein Vorurteile

e. Sinngebung und Transzendenz

III. Eine Übersicht der Ereignisse

1. Der Anfang

2. Die Marien-Erscheinungen

3. Ekstasen und Stigmata

4. Eine besondere Ekstase

5. Bedeutung der Stigmata

6. «Derjenige, der das Öl sendet»

7. Die Botschaft von Soufanieh

8. Die Haltung der Kirche

9. «Bis das Osterfest zusammen gefeiert wird»

10. Übersicht über die Ekstasen

11. Übersicht zu den Stigmatisationen

IV. Öl-Phänomene

1. Betrug oder Täuschung?

2. Ein unerklärbares Phänomen

3. Gleichartige Phänomene

a. Ikone

b. Schwindel

c. Myroblyten

d. Profane Analogie?

e. Sai Baba

f. Weinende und blutende Bilder

4. Paranormale Erklärungen

V. Die Stigmata

1. Definition der Stigmata

2. Underschiedliche Theorien

3. Natürliche Erklärungen

a. Simulation und Suggestion

b. Dermatologische Analogien

c. Psychosomatisch oder psychogen

4. Paranormale Erklärung

5. Stigmata als mystische Erscheinung

6. Religiöse Beurteilung der Stigmata

VI. Transzendenz

1. Immanenz und Transzendenz

2. Wunder

a. Glaube oder Geisteskrankheit?

b. Das Wunder als Zeichen

c. Das Wunder und die Naturgesetze

d. Unerklärbar und übernatürlich

e. Das Wunder als Zeichen für Gottes Anwesenheit

f. Religiöse Sinngebung und kirchliche Autorität

g. Die Notwendigkeit der wissenschaftlichen Untersuchung

3. Transzendenz in Soufanieh

a. Die Persönlichkeit von Myrna Nazzour

b. Die Botschaften

c. Die Sinngebung

VII. Schlußbemerkung: Wissenschaft und Glauben

Bibliographie

I. EINLEITUNG: SOUFANIEH

Zentral im mittleren Osten liegt die arabische Republik Syrien. Die Hauptstadt ist Damaskus. Durch die günstige Lage auf den alten Karavanenstraßen und die ständige Wasserversorgung aus dem Anti-Libanon-Gebirge ist Damaskus die älteste immerfort bewohnte Stadt der Welt. Am nördlichen Rand der alten Stadt strömt der Fluß Barada, der sich nach Osten aufteilt. So entstand nahe außerhalb der alten Stadt ein wasserreiches Gelände, ein idealer Ort zum Beten, wo die Soufi's - Islamieten einer bestimmten mystischen Strömung - vor Jahrhunderten zusammenkamen, um ungestört beten zu können. Wahrscheinlich kommt daher der heutige Name Soufanieh, der Name eines dort gelegenen Stadtteils.

Und Soufanieh ist auch heute wieder ein Platz des Gebets geworden. In einem der Häuser, dem Haus der Familie Nazzour, kommen täglich Menschen zum Gebet zusammen: Christen diverser Kirchen und Riten und selbst Moslims versammeln sich um eine kleine Ikone unserer Lieben Frau. Die Ikone ist nicht mehr als eine billige Postkarte; das Haus ist eine einfache syrische Wohnung; die Bewohner sind eine normale Familie mit zwei Kindern. Und doch kommen hier Menschen aus ganz Syrien und dem Libanon, aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden, aus Kanada, den Vereinigten Staaten und Australien zusammen, um für die Einheit zu beten. Von Soufanieh aus verteilt sich das Gebet für die Einheit über die Welt wie ein Ölfleck.

Wie Öl. Öl hat viel mit Soufanieh zu tun. Seit 1982 erscheint regelmäßig 100 % sauberes Olivenöl an den Händen und manchmal auf dem Gesicht von Myrna Nazzour, der Frau des Hauses. Die kleine Ikone hat von 1982 bis 1990 Öl abgegeben. Aber man weiß noch über mehr erstaunliche Geschehnisse zu berichten: Stigmata, Maria-Erscheinungen, Ekstasen und Botschaften.

Vor allem das Öl-Phänomen und die Stigmata eignen sich gut für eine nähere Untersuchung, weil diese sich auf (para-)physischem und (para-)biologischem Gebiet zeigen. Nach einem einleitenden Haupstück über religiöse Paraphänomene im Allgemeinen (II) folgt eine Übersicht der Geschehnisse in ihrem religiösen Zusammenhang (III). Bewußt habe ich mich darin nicht auf die wissenschaftlichen Aspekte beschränkt, sondern versucht das gesamte Phänomen zu zeigen und Sie mitten in die Wirklichkeit der Phänomene zu versetzten. In Hauptstück IV und V betrachten wir die naturwissenschaftliche Seite des Öl-Phänomens und der Stigmata. Zuletzt werden die Sinngebung und Deutung näher untersucht (VI).

 

 

II.RELIGIÖSE PARAPHÄNOMENE

1. Paraphänomene sind mehr als ihre Erscheinungsform

Mit unseren Sinnen können wir die Welt um uns wahrnehmen. Diese Wahrnehmungen können mit Hilfe technischer Instrumenten noch verbessert werden. Und doch sehen und hören, schmecken, fühlen und riechen wir auf diese Weise alleine die Phänomene oder 'Erscheinungen', das was an unseren Sinnen 'erscheint'. Die Naturwissenschaften beschränken ihre Untersuchung ganz auf diese Welt der Phänomene, das heißt auf die wahrnehmbare und meßbare Welt der Erscheinungen.

Aber unsere menschliche Welt ist größer. Was hat die Naturwissenschaft uns zum Beispiel über 'Liebe' zu sagen. Glücklicherweise ist Liebe mehr als ein klopfendes Herz und ein roter Kopf! Wenn wir darüber nachdenken, zeigt sich daß alle Dinge, die für uns Menschen von wesentlicher Bedeutung sind, außerhalb des Gebiets der meßbaren Erscheinungen liegen. Hinter den wahrgenommenen Phänomenen liegt eine Wirklichkeit, die über die Erscheinungen hinaus geht.

In der Welt der Erscheinungen gibt es eine Anzahl Phänomene, die wir wissenschaftlich nicht (oder noch nicht) erklären können. Sie passen nicht in unsere heutigen Theorien und Denkmuster, ja scheinen diesen sogar zu widersprechen. Am liebsten würden wir ihr Bestehen leugnen, etwas was aus rationalistischen Vorurteilen heraus auch geschieht. Aber wenn sich so eine Erscheinung ereignet, die unseren Einsichten widerspricht, müssen wir sie wie alle anderen Erscheinungen untersuchen. Wohlweislich mit noch mehr Vorsicht als sonst und immer bedacht auf Betrug.

Diese Phänomene, die sich neben (para) den Gewöhnlichen zeigen, werden paranormale (oder außergewöhnliche) Erscheinungen genannt, kurz Paraphänomene. Mehr noch als gewöhnliche Erscheinungen sprechen sie uns auf einem tieferen Niveau an, einem Niveau, das das Wahrnehmbare übersteigt oder transzendiert und das für die Naturwissenschaften nicht zugänglich ist.

2. Methodischer Unterschied von drei Wirklichkeitniveaus

a. Drei menschliche Aktivitäten

Gerade weil Paraphänomene mehr sind als ihre äußerliche Erscheinungsform ist es sehr, sehr wichtig die verschiedenen Wirklichkeitsniveaus von Paraphänomenen, ja von jeder Art von Phänomenen, deutlich und methodisch zu unterscheiden. 'Unterscheiden`, aber man kann sie nicht 'trennen`. Nur so können wir verhindern, daß religiöse und andere Vorurteile die naturwissenschaftliche Erklärung und selbst die Wahrnehmung beeinflussen.

Methodisch müssen deshalb drei menschliche Aktivitäten im Hinblick auf die Wirklichkeit unterschieden werden: Wahrnehmen, Erklären und Sinngeben. Ein Großteil der Mißverständnisse und Diskussionen entsteht durch das falsche Unterscheiden dieser drei Niveaus.

b. Wahrnehmen

Zuerst muß wahrgenommen und beschrieben werden. Wahrnehmen ist nicht ganz so einfach, weil sehr vieles für wahr gehalten wird, was keine Wahrnehmung ist. Oft geraten Wahrnehmung und Interpretation durcheinander. Ich will dabei außer Acht lassen, daß beispielsweise 'sehen' unbewußt viel Interpretation beinhaltet: Die Schwingungen des Lichts werden als Farbe 'gesehen', Farbunterschiede interpretiert man als Gegenstände, die Tiefe und räumliche Form haben, usw. Auf unbewußtem Niveau müssen wir gleichzeitig auf optische Täuschung achten.

Aber auch auf bewußtem Niveau wird im allgemeinen Wahrnehmung und Interpretation des Wahrgenommenen zu wenig unterschieden. Einige Beispiele können dies verdeutlichen.

«Der Pulsschlag war während der Ekstase normal.» Dies ist keine Wahrnehmung. Der Pulsschlag betrug siebzig und der Arzt schloß daraus, daß dies normal sei. Aber vielleicht ist dies nicht normal bei dieser Person.

«Sie haben auf einem Video die Stigmata gesehen.» Keineswegs! Sie haben nur Wunden mit bestimmten Eigenschaften gesehen und Wunden mit den und den Eigenschaften nennen wir Stigmata.

Dies scheint Haarspalterei zu sein. Aber gerade auf dem Gebiet der Paraphänomene ist diese 'Haarspalterei' von großer Bedeutung.

Die 'blutende Madonna' von Citavecchia war in 1995 sehr aktuell. Es gibt Zeugen, die beschwören, das Bild bluten gesehen zu haben. Diese Formulierung ist unglücklich, wenn auch zu verstehen ist, was sie damit meinen, nämlich, daß sie eine rote Flüssigkeit gesehen haben, die in der Nähe der Augen des Bildes zum Vorschein kam. Diese Flüssigkeit lief nach unten. Also drei Wahrnehmungen: Eine rote Flüssigkeit, das Zumvorscheinkommen und das Nachuntenlaufen. Ein Labor hat festgestellt, daß die Flüssigkeit Blut ist. Aber hat jemand tatsächlich das Zumvorscheinkommen gesehen?

Die Interpretation beeinflußt die Wahrnehmung. Aber auch die Motivation, Sinngebung und die Emotionen tun dies. In der Sozialpsychologie wird in diesem Zusammenhang von 'sozialer Wahrnehmung' gesprochen. Beim Wahrnehmen von Dingen, die für uns wichtig sind, spielen unsere Motivation und Emotionen eine große Rolle. Wir wählen das aus, was in unser Konzept und unsere Auffassung paßt, nehmen oft das Gegenteil überhaupt nicht wahr, organisieren und formen im Wahrnehmungsprozeß die Dinge nach entweder bleibenden Schablonen oder momentan stark auftretenden Bedürfnissen um. Echtes Wahrnehmen, was wirklich passiert, ist auch nicht ganz einfach. Während des Wahrnehmens der Geschehnisse müssen wir auch uns selbst wahrnehmen.

Es gibt viele Zeugnisse über 'weinende Bilder', wo später Betrug oder Täuschung im Spiel zu sein schien. Ein Tropfen am Kinn oder ein Tropfen, der am Kinn hing und nach unten geflossen ist, waren ausreichend, um ein sehr starkes Zeugnis der Anwesenden zu verursachen.

In Civitavecchia scheint Täuschung und Betrug ausgeschlossen. Aber ob es sich hier um eine 'weinende Madonna' handelt, ist eine Frage der Sinngebung. Oft wird mit einer falschen Gegenüberstellung gearbeitet: Es ist Betrug oder ein Wunder. 'Betrug' ist jedoch ein Begriff, der entweder auf dem Niveau der Wahrnehmung oder der Erklärung liegt, während der Begriff 'Wunder' auf die Sinngebung weist.

In unserer Zeit sind beim Wahrnehmen Film- und Videoaufnahmen von großer Bedeutung. Manchmal ist es nötig, etwas zehn- oder zwanzigmal zu sehen, bevor man sieht was geschieht. So ist es nicht einfach, einen guten Taschenspieler zu demaskieren. Der Cineast Rolf Olsen hat viele Aufnahmen von den sogenannten Logurgen gemacht, philippinischen oder brasilianischen Geist-Operateuren, die mit ihren bloßen Händen Operationen durchführen während der Patient normal bei Bewußtsein bleibt. Während der Operation erscheint viel Blut und nach der Operation ist keine Spur einer Wunde zu sehen. Rolf Olsen schreibt über seine Wahrnehmungen:

«Jedenfalls mußten wir nach wiederholten, oftmaligen und gründlichen Prüfungen unserer eigenen Filmaufnahmen von derlei Verrichtungen, die bei angesehenen und prominenten Geist-operateuren stattgefunden haben, erkennen, sehr geschickten Täuschungen fingerfertiger Manipulatoren aufgesessen zu sein. Ich möchte gern betonen, daß man zu solchen Einsichten erst kommt, wenn man dank vieler ständiger Beobachtungen dieser Riten schon so abgebrüht ist, daß man von dem blutigen Spektakel nicht mehr sonderlich beeindruckt werden kann und man sein Augenmerk nicht mehr emotionell der eigenen Kontrolle entgleiten läßt.»

Als allgemeine Regel gilt: Um so außergewöhnlicher ein Ereignis ist, um so höher müssen die Anforderungen sein, die wir an die Wahrnehmung und deren Beschreibung stellen müssen.

Und doch behält jede Wahrnehmung einen vorläufigen Charakter. Wie gut diese auch gemacht und beschrieben wurde, es sind immer wieder Argumente zu finden, um so eine Wahrnehmung weg zu rationalisieren. Man will einfach nicht, daß es möglich ist. Ende des vorigen Jahrhunderts reagierten eine Anzahl Wissenschaftler im Hinblick auf Paraphänomene mit den Worten: "Es ist entweder Betrug oder ein Wunder. Wunder gibt es nicht, also ist es Betrug." Dem wird dann auch weiter keine Beachtung geschenkt. Noch in diesem Jahrhundert ist ein integerer Wissenschaftler wie Alexis Carell ein Opfer dieser Überzeugung geworden, als er bei einer außergewöhnlichen Genesung in Lourdes dabei war und dies bekannt machte. Er war selbst ein Ungläubiger, der nur beschrieb was er gesehen hatte. Aber selbst das durfte nicht sein. In einigen Kreisen ist man noch immer verdächtig, wenn man sich mit Paraphänomenen beschäftigt.

c. Erklären und interpretieren

Beim Wahrnehmen und genauem Beschreiben ist es unerläßlich zu untersuchen, was wirklich gegeben, was Täuschung und Verfälschung ist und was einer Prüfung standhält. Die Naturwissenschaften versuchen von hieraus die Ereignisse mit ähnlichen Phänomenen zu vergleichen und sie durch das Aufstellen von Hypothesen und Theorien zu erklären.

Es bleiben Fakten, die für unsere Naturwissenschaften unerklärbar sind und die man nicht einfach ignorieren kann, weil die Wahrnehmungen unter guten Umständen geschehen sind. Es ist Ehrlichkeit nötig, um diese Wahrnehmung zu akzeptieren und sie nicht sofort rationell zu verdrängen. Auch wenn man mit der Beschränktheit jeder Wahrnehmung rechnen muß, wenn Betrug ausgeschlossen ist, kann die Wahrnehmung nicht abgewiesen werden, selbst wenn diese allen persönlichen Einsichten widerspricht.

Im August 1987 kam ein belgischer Psycho-Analytiker syrischen Ursprungs, Professor André Patsalydès nach Soufanieh. Er hatte verschiedene Videos gesehen und ärztliche Dokumente gelesen und jetzt wollte er, nach seinen Worten, all seine intellektuellen und wissenschaftlichen Kapazitäten einsetzen, um dieses erstaunliche Phänomen zu 'entziffern'. Während einer Befragung von Myrna, stellte er ihr die Frage was sie fühle, wenn das Öl erscheint. Sie antwortete: "Ich weiß nicht wie ich es sagen soll, ich weiß es nicht," und sie machte mit ihren Händen eine Gebärde, um ihre Antwort zu bekräftigen. Gerade in diesem Moment erschien Öl auf ihren Händen. André Patsalidès sah zu diesen Händen und geriet ganz außer sich. Er brach in Tränen aus. Alle seine Bemühungen, das Phänomen zu 'entziffern' waren mit einem Schlag vom Tisch. Durch eine Wahrnehmung brachen alle seine psycho-analytischen Gebäude zusammen.

Nebenbei bemerkt: Sie wissen, daß um so rationeller der Untersuchende eingestellt ist, um so einfacher kann er aus der Fassung geraten, wenn etwas Unerwartetes oder unerklärbar Scheinendes passiert. Glaube wurde früher als Handicap bei richtiger Wahrnehmung betrachtet, aber Unglaube scheint das gleiche Handicap abzugeben! Auch der wissenschaftliche Name des Untersuchenden sagt nicht alles. Der englische Gaukler Maskelyne sagte im vorige Jahrhundert: «Niemand kann durch einfache Taschenspiele-Tricks leichter angefaßt werden als Wissenschaftler.» Das Projekt «Alpha» des Gauklers James Randy, wobei zwei durch ihn angelehrte Gaukler zu Star-Testpersonen eines Parapsychologen wurde, zeigt, daß auch Parapsychologen hereingelegt werden können.

d. Fakten und keine Vorurteile

Es geschieht manchmal noch, daß man zu schnell eine Erklärung abgibt, die mit den Fakten (Tatsachen) unzureichend Rechnung hält. So ist der Chemiker Luigi Garlaschelli der Meinung, daß er alle Erscheinungen von weinenden und blutenden Bildern auf natürliche Weise erklären kann. Vor einigen Jahren holte er die Weltpresse mit der Behauptung, daß er das berühmte Januarius-Blutwunder erklären könne. Einige Male pro Jahr wird das Blut des Märtyrers Januarius, das in einer abgeschlossenen Ampulle aufbewahrt wird, flüssig. Nun hatte er einen chemischen Stoff entwickelt, der in normalem Zustand fest war und durch schütteln flüssig wurde. Aber man kann doch erwarten, daß er als Wissenschaftler die Fakten des Blutwunders studiert hatte? Warum verschwieg er dann einige Gegebenheiten über diese Erscheinung, so wie unter anderem die festgestellte Zunahme und Abnahme des Gewichts und Volumes. Schwieg er, weil das nicht zu seiner Erklärung passte?

Im Juli diesen Jahres alarmierte er wieder die Presse mit der Behauptung, daß jeder eine weinende Madonna machen kann. In der Zeitschrift Chemistry beschrieb er dies. Zuerst füllt man das ganze Innere mit Blut, das dann durch die poröse Keramik aufgesaugt wird. Dann braucht man nur mit einem scharfen Nagel einen Kratzer in die Glasur zu machen, um das Bild weinen zu lassen. Sollten die anderen Wissenschaftler wirklich so dumm und naiv sein, daß man diese Art von Manipulation nicht entdeckt?

Hier erkennen wir einen psychologischen Aspekt: Indirekt wird damit gerechnet, daß jeder, der an solche Phänomene glaubt, dumm und mittelalterlich ist. Dadurch werden von Gegnern selbst triviale Argumente akzeptiert. Zur Verdeutlichung muß gesagt werden, daß es bei solchen Erscheinungen nicht um Glauben geht. Eine Untersuchung darf nicht auf Glauben oder Unglauben basieren, sondern alleine auf Fakten.

e. Sinngebung und Transzendenz

Echten Paraphänomenen begegnet man kaum im Experimentierraum des Labors. Der historische, kulturelle, soziale und vorwiegend religiöse Zusammenhang ist oft wesentlich. Als Wissenschaftler würden wir diese Phänomene gerne 'clean' untersuchen, unter Labor-Bedingungen, aber das geht nicht, ohne sie zu verstümmeln und zu verfälschen. Denn das Paraphänomen ist meistens ganz auf Aspekte gerichtet, die naturwissenschaftlich nur sekundär sind. Die echten Paraphänomene weisen auf eine Transzendenz, die der Naturwissenschaft zu weit geht, eine Sinngebung, auf die der Wissenschaftler als Mensch reagiert, ob er will oder nicht. Neben einer wissenschaftlichen Beobachtung ist deshalb auch eine Beobachtung des Wissenschaftlers wichtig.

Neben wissenschaftlicher Neugierde werden bei religiösen Paraphänomenen auch allerlei andere Gefühle geweckt: Gefühle der Sympathie oder Antipathie, des Glaubens oder der Irritation. Und auf einer mehr existenziellen Ebene wurde ein Apell an ihre Haltung zur Transzendenz gerichtet: eine abweisende oder bestätigende Haltung. Es ist Ehrlichkeit und Selbstreflexion notwendig, um die Wahrnehmung sich selbst sein zu lassen.

Paraphänomene sind deshalb 'gefährlich', weil sie mehr sind als nur die Erscheinungsform, das äußerlich meßbare und naturwissenschaftlich zu untersuchende Phänomen so wie es 'erscheint`. Sie sind nicht freibleibend; sie appellieren an eine tiefere existentielle Sinngebung, woran wir als Mensch nicht einfach vorbei gehen können. Der heilige Bonaventura unterscheidet zwischen einem Wissen, das sich auf den Verstand beschränkt, und einem Wissen, das sich im Handeln auswirkt. Dies gilt vor allem für Paraphänomene. Sie sind in gewisser Hinsicht gefährlich, weil sie uns für oder gegen etwas engagieren. In diesem Zusammenhang können wir auch die bekannte Aussprache von Pascal nennen: «Das Herz hat 'Rationes' (Gründe) wovon die Ratio (der Verstand) nichts weiß».

Die Naturwissenschaften beschränken sich auf die Welt der Phänomene, das heißt auf die wahrnehmbare, meßbare Welt der Ereignisse. Aber hinter den wahrgenommenen Phänomenen liegt eine Wirklichkeit, die die Ereignisse übersteigt, die die 'immanente' Erscheinungsform tranzendent macht. Auch die Paranormologie bleibt im immanenten Raum. Und mit weltimmanenten Untersuchungen lassen sich keine transzendenten Inhalte nachweisen oder ausschließen. Beide Bereiche, der weltimmanente und der transzendente, werden methodisch sauber voneinander getrennt.

 

III. EINE ÜBERSICHT DER EREIGNISSE

Bis heute ist im Westen wenig über die Geschehnisse in Soufanieh bekannt. Neben einigen Veröffentlichungen mit persönlichen Zeugnissen gibt es zwei Bücher mit einer Übersicht der Ereignisse und eine wissenschaftliche Studie. Das hat mit der Geschlossenheit der arabischen Welt zu tun, die dadurch für uns nur schwierig zugänglich ist. Denn es wurden genügend Zeugnisse, Berichte und Dokumente bewahrt.

In Soufanieh hat man stets dafür gesorgt, daß so oft als möglich Sachverständige, Ärzte und Wissenschaftler bei den Geschehnissen anwesend waren, und in der Nähe von Myrnas Haus wohnte ein Kameramann. Deshalb gibt es seit 1982 bis heute viele wissenschaftliche Dokumente und diverse Videofilme. Im Laufe von vier Reisen nach Syrien habe ich an die 300 (teils wissenschaftliche) Dokumente und Zeugnisse sowie ca. 50 Stunden Videofilm gesammelt, wozu noch eigene Videoaufnahmen und ca. 60 Stunden Interviews hinzukamen. Die untenstehende Übersicht wurde zusammengestellt aus all diesen Zeugnissen und Dokumenten. In den Interviews und Gesprächen ist die Richtigkeit aller Dokumente kontrolliert worden. Da der größte Teil der Dokumenten nicht veröffentlicht worden ist, ist in den Füßnoten nur auf den Ursprung verwiesen worden, soweit dies für Hauptstück IV und V wichtig ist.

Bewußt habe ich den Zeugnischarakter in diesem Hauptstück belassen, um auf diese Weise das Totalphänomen in seinem religiösen Zusammenhang beschreiben zu können. In Hauptstück III und IV können dann die naturwissenschaftlichen Aspekte des Ölphänomens und der Stigmata näher beschrieben und untersucht werden.

1. Der Anfang

Es begann alles am 22. November 1982. Die 18 jährige Myrna Nazzour betete bei ihrer Schwägerin Leila und während des Gebetes erschien auf ihren Händen eine glitzernde Flüssigkeit, die sich später als Oliven-Öl erweisen sollte. Sie rieb damit die schmerzlichen Stellen von Leila ein und diese war im selben Moment gesund. Man erzählte niemandem etwas.

Am 27. November kam Soufanieh an die Öffentlichkeit. Eine kleine Ikone begann große Mengen Öl abzugeben. Während Nicola, Myrnas Mann, seine Familie herbeiholte, hörte Myrna eine Frauenstimme sagen: «Hab keine Angst, ich bin mit dir. Öffne die Türen und hindere niemanden, mich zu sehen.» Die Türen wurden geöffnet und die Menschen kamen zu Tausenden, um das Öl zu sehen und um zu beten.

In den ersten Wochen war das Haus Tag und Nacht voll mit Besuchern, so daß Myrna und ihre Familie nirgends Gelegenheit hatten um zu essen und zu schlafen. Als jemand zu Nicola, Myrnas Mann, sagte, daß er die Tür zumachen müßte, antwortete dieser: «Derjenige, der die Tür aufgemacht hat, soll sie auch wieder schließen.»

Schon am ersten Tag hatte man die kirchlichen Autoritäten benachrichtigt. Einige Priester kamen und auch ein orthodoxer Bischof, der alles untersuchte und sehr beeindruckt wegging. Am folgenden Tag kamen vier Agenten vom syrischen Geheimdienst mit einem Arzt. In Syrien stehen alle religiösen Aktivitäten unter strenger Staatskontrolle. Jedes religiöse Phänomen ist verdächtig. Von Beginn an haben Leute des Geheimdienstes alles in Soufanieh genau und sachkundig verfolgt und untersucht. Während ihres ersten Besuchs untersuchte einer von ihnen die Ikone, holte sie aus der Kunststoff-Leiste und beschädigte die obere rechte Ecke. Diese Beschädigung ist heute noch wie ein Beweis für die Echtheit des Phänomens. Der Arzt bat Myrna, ihre Hände mit Seife zu waschen. Danach ging sie beten und das Öl erschien von Neuem auf ihren Händen. Der Arzt rief aus: «Gott ist groß.» Hiernach ging der Arzt mit den Agenten weg. Soufanieh hat seitdem nie Schwierigkeiten mit den bürgerlichen Autoritäten bekommen. Diese kamen wohl noch zu Myrnas Haus, aber jetzt um zu beten. Sie beobachteten jedoch alles aus dem Hintergrund und überprüften die Echtheit jedes der Phänomene.

Es gab noch viele andere Untersuchungen in Soufanieh. Mehrmals wurde das Öl der Ikone und von Myrnas Händen in verschiedenen Labors untersucht. Das Resultat war immer: 100 % sauberes Oliven-Öl. Es ist nach unseren heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen unmöglich, daß ein Stück Papier oder der menschliche Körper pflanzliches Öl produziert oder abscheidet. Und doch ist es das, was in Soufanieh geschehen ist und noch immer geschieht.

Das Öl floß weiter. Von Myrnas Händen und von der kleinen Ikone. Es schien, daß es auch Reproduktionen der Ikone gab, die Öl abscheideten. November 1983, ein Jahr nach dem Beginn, war hierbei der Höhepunkt. In diesem Monat gab es hunderte Bilder, die Öl abscheideten. Dies geschah an verschiedenen Orten, aber vorallem in Soufanieh selbst. Man legte Bilder mit seinem Namen in Myrnas Schlafzimmer und bekam diese zurück, wenn sie Öl abgegeben hatten.

Nach der Salbung mit dem Öl gab es viele Heilungen. Körperliche, aber vorallem auch geistige. In Soufanieh wurden und werden noch immer viele Menschen bekehrt.

 

2. Die Marien-Erscheinungen

Am Abend des 15. Dezembers 1982 fühlte Myrna sich gedrängt, zur Terrasse zu gehen. Auf der Terrasse sah sie eine von Licht umgebene Frau auf sie zukommen, wovon sie wußte, daß es unsere liebe Frau war. Erschrocken floh sie. Pater Elias Zahlaoui, ein griechisch-katholischer Priester, der anwesend war, beruhigte sie mit den Worten: «Ein Kind braucht doch keine Angst vor seiner Mutter zu haben. Sie ist unsere Mutter.»

Drei Tage später um halb zwölf abends fühlte sie dieselbe Einladung, um zur Terrasse zu gehen. Einige Familienmitglieder folgten ihr. Auf der Terrasse sah sie im Eukalyptus-Baum auf der anderen Seite des Weges einen Licht-Ball, der größer wurde und worin die Gestalt einer Frau sichtbar wurde. In einem glänzenden weißen Kleid, umgürtet mit einer blauen Schnur, näherte sie sich Myrna. Diese rief aus: «Seht, seht, die heilige Magd»; aber nur sie konnte diese sehen. Die Frau in der Myrna Maria erkannte, sprach zu Myrna und Myrna wiederholte die Worte laut. So hörten die Umstehenden die erste Botschaft von Soufanieh: «Gedenkt Gottes, denn Gott ist mit uns. [...] Ich habe euch Öl gegeben, mehr als um was ihr gebetet habt und ich werde euch etwas geben, das stärker ist als Öl. [...] Ich bitte nicht darum, daß ihr mir eine Kirche baut, sondern einen Platz des Gebetes.»

Soufanieh ist immer mehr zu einem Platz des Gebetes gewachsen. Maria sagte auch: «Ich werde vorallem die Häuser besuchen, denn diejenigen, die zur Kirche gehen, gehen nicht immer hin, um zu beten.»

Das folgende soll diese Worte deutlich machen: Die Ikone von Soufanieh und auch die Reproduktionen überall in der Welt geben ihr Öl vorwiegend in den Häusern der Familien und nicht in den Kirchen ab.

Am Ende Dezember 1982 wurde angeordnet, daß die Ikone zur Kirche zu überbringen sei. Myrna ist selbst griechisch-katholisch, aber ihr Mann ist griechisch-orthodox, so daß die Familie unter Führung der griechisch-orthodoxen Kirche steht. Das Haupt dieser Kirche, der griechisch-orthodoxe Patriarch Ignatius Hazim, veröffentlichte am 31. Dezember eine Erklärung, worin der wunderliche Charakter der Ikone anerkannt wird und die Überbringung der Ikone zur nahegelegenen Kirche angekündigt wird. Myrna und Nicola waren hierüber betrübt. In der Nacht vor der Überbringung erschien Maria Myrna. Maria weinte, sagte aber auch: «Es macht nichts, es wird schon gut.»

Am Sonntag den neunten Januar wurde die Ikone in einer feierlichen Prozession überbracht. Mehr als 70.000 Menschen waren auf den Beinen. Von diesem Moment an gab die Ikone keinen Tropfen Öl mehr ab, ein deutliches Zeichen, daß sie nicht in die Kirche gehörte und daß das Öl nicht allein für die Orthodoxen bestimmt ist sonder auch für die Katholiken. In der Kirche fand bei der Ikone wohl eine außergewöhnliche Heilung statt.

Vierzig Tage später, am 21. Februar, brachten zwei Priester die Ikone zurück, einfach verpackt in eine Plastiktüte als ob es sich um einen normalen Gebrauchsgegenstand handelte. Hierüber entstand Streit mit der Familie. Nachdem die Priester weg waren, fühlte Myrna sich wieder von der Terrasse angezogen. Ihre Familienmitglieder folgten ihr nach oben. Dort bekam Myrna ihre vierte Erscheinung. Maria sprach: «Ich bin wieder zurückgekommen.» Im Hinblick auf den Streit sagte sie weiter: «Beschimpfe die Hochmütigen nicht. Verzeihung ist das Beste. Ertragt und verzeiht. Ertragt es: es ist weniger als das, was der Vater ertragen hat.»

Am 24. März Abends fand die fünfte und letzte Erscheinung statt. Wiederum drängte es Myrna zur Terrasse. Im Baum sah sie den Licht-Ball worin Maria sichtbar wurde und auf Myrna zukam. Während dieser letzten Erscheinung machte sie mit dem Rozenkrans, den sie bei sich trug, eine Gebärde wodurch Myrna dachte, daß sie ihr den Rosenkranz geben wollte und Myrna streckte ihre Hände aus. Als das Kreuz des Rozenkranzes Myrnas Hände berührte, strömte das Öl sehr reichlich heraus, es überströmte Myrnas Hände. Die Umstehenden sahen, daß sie ihre Hände ausstreckte und daß plötzlich eine Flut von Öl über ihre Hände strömte. Sie versuchten es aufzufangen. Ein Mann wusch sein Gesicht damit. Das Öl floß reichlich auf den Boden, auf den Platz wo heute das Marien-Bild steht.

Nach dem Öl-Fluß gab Maria eine Botschaft über die Kirche: «Meine Söhne und Töchter, meine Sendung ist vollbracht. [...] Die Kirche, die Christus angenommen hat, ist eine Kirche, weil Jesus eins ist. Die Kirche ist das Himmelreich auf Erden. Wer sie gespaltet hat, hat gesündigt. Und wer sich gefreut hat über ihre Spaltung, hat gesündigt. Jesus hat sie gebaut; sie war sehr klein; und als sie groß wurde, ist sie gespalten worden. Wer sie spaltet, trägt keine Liebe in sich. Ich sage euch: Betet, betet, betet. Wie schön sind meine Kinder auf den Knien, bittend. Habt keine Angst, ich bin mit euch. Werdet nicht untereinander uneinig, so wie die Großen sich trennen. Ihr sollt die Geschlechter das Wort der Einheit und der Liebe und des Glaubens lehren.»

Die eigentliche Botschaft war gegeben worden: Gebet und die Einheit der Kirche. Maria hatte gesagt: «Meine Sendung ist vollbracht». Es war also die letzte Erscheinung zu Soufanieh. Auch wenn das Öl weiter von der Ikone und während des Gebetes von den Händen Myrnas regelmäßig fließt, so sah es doch danach aus, daß die außergewöhnlichen Geschehnisse vollständig waren. Es schien daß nun keine neuen Phänomene zu erwarten seien.

«Betet, betet, betet. Was sind meine Kinder schön, bittend auf den Knien.» In Soufanieh fuhr man treu fort mit Beten.

 

 

3. Ekstasen und Stigmata

Ein Jahr nach den ersten Geschehnissen begann eine neue Phase. Die kleine Ikone begann reichlich Öl zu geben, ebenso viele Reproduktionen und am 24. Oktober 1983 fiel Myrna zweimal in eine kurze Ekstase. Einige Tage später fingen ihre Handflächen und Füße an zu schmerzen. Am Abend des 28. Oktobers folgte eine Ekstase während der sie Maria sah und sie sagen hörte: «Hab keine Angst. Dies alles geschieht zur Verherrlichung des Namen Gottes.»

Sie wurde nicht schlau daraus. In den folgenden Tagen fühlte sie ab und zu die Schmerzen zurückkommen. Jeder machte sich Sorgen, vor allen Myrnas Mutter. Am 4. November fiel Myrna zum viertenmal in Ekstase und Maria sagte ihr: «Geh hinunter um zu sagen, daß du eher meine Tochter als ihre Tochter bist,» Worte, die eindeutig für ihre überbesorgte Mutter bestimmt waren.

Am selben Tag erschienen rote Flecken auf Myrnas Handflächen und Füßen. In ihrer linken Seite war ein roter Fleck von anderthalb Zentimeter Länge. Pater Malouli, ihr geistiger Beistand, beruhigte sie und erklärte, daß vielleicht auch Blut aus den Flecken kommen könnte, wie es tatsächlich am Freitag den 25. November geschah. Gegen halb fünf Uhr abends öffneten sich die Wunden und um elf Uhr war alles verschwunden, ohne einen Kratzer zurückzulassen. Myrna hatte so zum erstenmal die Stigmata empfangen.

Am selben Tag bekam sie auch ihre fünfte Ekstase. Während einer Ekstase bemerkt Myrna nichts mehr von ihrer Umgebung. Sie macht keine einzige Bewegung mehr und selbst automatische Reflexe wie Schlucken oder Augenzwinkern hören auf. Einmal war sie stark erkältet und mußte immer husten. Während der Ekstase hörte dies auf. Aber sie war nocht nicht ganz vorüber und das Husten begann von neuem.

Während der fünften Ekstase (25. November 1983) sah sie Maria und diese sagte ihr: «Ich bringe keine Trennung. Dein Eheleben soll bleiben wie es ist.» Diese Worte waren die Antwort auf ein Problem, das entstanden war. Nicola, Myrnas Mann, hatte angefangen, sie wie eine Heilige zu sehen. Er sah Myrna als zu heilig an für die Ehe und behandelte sie wie eine Klosterschwester womit er kein Eheleben führen durfte. Ein Priester hatte ihn hierauf schon angesprochen, aber Nicola sah Sexualität als etwas Sündiges, was er mit der 'heiligen' Myrna nicht leben konnte. Maria trat hier ein für die Heiligkeit der Ehe und der Familie.

Ein neues Thema war zur Einheit der Kirche gekommen: die Einheit in der Familie. Gerade in Soufanieh wird diese Einheit gelebt als Basis für die Einheit der Kirche: Myrna ist katholisch, ihr Mann orthodox. So ist die Familie die Basis, die Hauskirche, worin die Einheit der Kirchen begründet werden muß.

1984 wurde das Osterfest von Orthodoxen und Katholiken am selben Tag gefeiert. In der Karwoche dieses Jahres bekam Myrna zum zweiten Male die Stigmata. Am Gründonnerstag, dem 19. April, um halb vier am Nachmittag erschienen die Wunden an Händen, Füßen und in der Seite. Sie begannen zu bluten. Die Seitenwunde war zehn Zentimeter lang und einer der anwesenden Ärzte empfahl Nicola, die Wunde nähen zu lassen. Nicola antwortete: «Derjenige, der diese Wunde gemacht hat, soll sie auch wieder heilen.» Gegen zehn Uhr abends waren alle Wunden wieder verschwunden: Nur einige kleine Flecken waren noch sichtbar. Tags darauf waren auch diese verschwunden, ohne eine Narbe zu hinterlassen.

4. Eine besondere Ekstase

Es gab insgesamt 33 Ekstasen. Die Länge variierte zwischen 8 und 90 Minuten. Am Beginn einer Ekstase fühlt Myrna wie ihre körperlichen Kräfte nachlassen. Meistens ist dies verbunden mit Öl-Abscheidungen der Hände und des Gesichtes. Sie fällt in eine physische Ohnmacht, bleibt aber bei Bewußtsein. Auch ihre Sinne fallen aus. Während der Ekstase fühlt sie absolut nichts. Einmal hat jemand, der sich als Arzt ausgab, mit einem Messer unter den Nagel des rechten Zeigefingers gestochen. Myrna reagierte nicht. Erst als sie aus der Ekstase kam, fühlte sie den Schmerz.

Während einer Ekstase findet so etwas wie eine Trennung von Körper und Psyche statt. Einige Male sah sie während der Ekstase von oben die Menge um ihren Körper. So gesehen gibt es eine Übereinstimmung mit den sogenannten Out of Body Erfahrungen.

Eine Ekstase ist genau das Gegenteil von Trance-Zuständen im Spiritismus. Da fällt das Bewußtsein aus, während zum Beispiel im Mediumismus der Körper weiter handelt. In der Trance ist das Bewußtsein ausgeschaltet, in der Ekstase ist man bei Bewußtsein, auch wenn man nichts von der Umgebung wahrnimmt.

Myrna erfährt während der Ekstase eine andere Umgebung. Sie sagt daß sie dabei 12 mal unsere liebe Frau und 19 mal Christus gesehen hat. Die Gottesmutter sah sie hell und deutlich, so wie bei den Erscheinungen. Christus sah sie in einem so überwältigenden Licht, daß sie sein Angesicht nicht anschauen konnte. In diesen Fällen dauerte es auch länger bevor sie aus der Ekstase wieder in den Normalzustand zurückkehrte. Meistens empfing sie eine Botschaft während der Ekstasen.

Im Laufe der Ekstasen ist Myrna auf mehrere Weisen von Ärzten untersucht worden. So schienen die Pupillen ihrer Augen sehr klein zu sein, als ob sie in ein großes Licht schaute. Die Augen reagieren nicht auf das Licht ihrer Umgebung. Auch die Reflexe von Armen und Beinen reagierten nicht. Während der Ekstasen erfährt Myrna tiefe Ruhe und Frieden. All ihre Ermüdungen verschwinden mit einem Schlage.

Am 26. November 1984 dauerte die Ekstase 30 Minuten. Vor einem halben Monat hörte sie während des Gebetes sagen: «Ich werde deine Augen nehmen», und jetzt schien es, daß sie blind war. Langsam begriff sie dies. Nach einem kurzen Aufbegehren fand Myrna ihre Ruhe wieder und übergab alles Gott.

Die Augen von Myrna wurden untersucht. Man konnte nichts finden. Es lag also keine physische Blindheit vor. War es vielleicht psychisch, so wie man das als conversion-Phänomen bei Hysterikern kennt? Sehr unwahrscheinlich, da Myrna nicht die geringste Spur einer psychischen Abnormalität aufweist. Und wie kann man erklären, daß sie in ihrer Blindheit wohl Licht von heiligen Darstelungen ausgehen sah, so wie von Kreuzbildern, von heiligen Bildern und von Ikonen?

Sie sah die normalen Gegenstände nicht, wohl aber die Heiligen. Auch sah sie immer das große Licht, das Christus während der Ekstase umgab.

Unwillkürlich müssen wir an den Heiligen Paulus denken, der nach seinen Christus-Visionen drei Tage blind war. Gott bleibt in einem blendenden Licht, wodurch wir geblendet werden. So wie die Sonne uns blendet, nicht weil sie dunkel ist, sondern weil unsere Augen zu schwach sind.

Genau wie der Heilige Paulus soll Myrna drei Tage, 72 Stunden, durch das innerliche Licht blind bleiben. In dieser Zeit aß und trank sie nicht. Für jeden wurden es Tage inständigen Gebetes. Im Laufe des dritten Tages mußte Myrna übergeben: Bis zu viermal brach sie parfümiertes Olivenöl aus. Hier stehen wir wor der Frage, wie ein leerer Magen parfümiertes Öl abgeben kann. Nach dem vierten Mal öffnete sie die Augen und rief aus: «Mama, ich sehe dich.» Myrna konnte wieder normal sehen.

Jeder Ekstase ging eine Öl-Abscheidung von den Händen und vom Gesicht voraus. Bei den Ekstasen, wo Myrna Christus sah, floß das Öl reichlicher. Selbst aus ihren Augen kam dann Öl, und das ist sehr schmerzhaft. Während der ersten Ekstasen sah Myrna alleine Maria und sie sagte zu ihrem geistigen Führer, Pater Malouli: «Ich möchte auch Christus gern einmal sehen.» Und dieser antwortete: «Das wird dich einen besonderen Preis kosten.» Myrna sagte: «Das habe ich gerne dafür übrig.» Das Öl in ihren Augen und die Schmerzen, die dies verursacht, sind es wert, um Christus zu sehen.

Pater J. Malouli hat alles genauestens festgehalten. Er wird der "Sekretär unserer lieben Frau" genannt. In Soufanieh ist soviel wie möglich dafür gesorgt worden, daß Sachkundige, Ärzte und Wissenschaftler bei den Phänomenen anwesend waren. Fast alles ist auf Video festgehalten worden, weil nahe bei Myrnas Haus ein Kameramann wohnt. Ihm, oder besser der Vorsehung, verdanken wir es, daß alles von Anfang an auf Video zu sehen ist.

5. Bedeutung der Stigmata

Viermal hat Myrna die Stigmata bekommen, die nach kurzer Zeit (nach einigen Tagen oder Stunden) wieder verschwunden sind. Zum ersten Mal geschah dies am Freitag den 25. November 1983. Hiernach geschah es in der Karwoche der Jahre 1984, 1987 und 1990. Die Stigmata sind wissenschaftlich untersucht. Was man sieht sind natürlich nur die Wunden: an Händen und Füßen, in der Seite. Beim dritten Mal, am 16 April 1987, kam auch die Kopfwunde hinzu. Während des Sichöffnens der Kopfwunde 1987 war Pater Malouli anwesend. Er sagte: «Die Stigmata öffneten sich in Anwesenheit von zwei Zeugen: Pater Zahlaoui und mir. Ich habe den ersten Blutstropfen gesehen, der so aus der Stirn schoß und nicht normal nach unten gelaufen ist. Nein, nicht nur nach unten strömend, sondern nach vorne spritzend.»

Bei der dritten Stigmatisation 1987 stellten die Ärzte in der Stirn einen Schnitt von anderthalb Zentimeter Länge und drei Millimetern Tiefe fest. Die Seitenwunde war 10 bis 12 Zentimeter lang. Die Wunden in den Händen waren zwei Zentimeter und die zwei an den Füßen ein Zentimeter lang und 2 bis 3 Millimeter tief, das heißt, schon durch die Haut durch. Das Blut, das aus den Wunden kam, war von tiefer gelegenen Schlagadern. Die Untersuchung war sehr schmerzhaft für Myrna. Darum wurde damit schnell aufgehört. Als sie später am Tag in Ekstase fiel, hat man weitergemacht, weil sie dann keine Schmerzen fühlte.

Wichtiger als die medizinichen Gegebenheiten ist die Frage: Was bedeuten die Stigmata? In der Botschaft des 26. Novembers 1985 gibt Jesus uns die Antwort. «Meine Tochter,» fragte Jesus, «willst du gekreuzigt werden oder verherrlicht?» Myrna antwortete: «Verherrlicht!» Jesus lächelte und fragte: «Willst du lieber verherrlicht werden durch die Geschöpfe oder durch den Schöpfer?» «Durch den Schöpfer!» «Dies kann nur durch die Kreuzigung geschehen. Ich wurde gekreuzigt aus Liebe zu euch. Und ich will, daß ihr euer Kreuz tragt und ertragt um meinetwillen, in Gehorsam, mit Liebe und Geduld und daß ihr meine Wiederkunft erwartet. Wer mit mir am Leiden teilnimmt, den lasse ich an der Herrlichkeit teilnehmen; es gibt keine Erlösung für die Seele außer durch das Kreuz. Fürchte dich nicht, meine Tochter; Ich werde dir von meinen Wunden geben, um so die Schuld der Sünder gutzumachen. Das ist die Quelle woraus jede Seele ihren Durst löscht.»

Die Wunden sind keine historische Nachahmung oder Wiederholung des Leidens Jesu. Deshalb gibt es auch große Unterschiede zwischen den verschiedenen Stigmatisierten: In der Größe, in der Form, in den Orten, in der Zeitlänge u.s.w. Sie sind ein Zeichen des Leidens, keine Nachahmung. Sie können uns erneut den großen Wert des Leidens zeigen. Unseres Leidens und vor allem des Leidens von Christus. «Es gibt keinen anderen Weg zur Erlösung und zur Verherrlichung.»

In Soufanieh bekommt dieses Leiden noch einen anderen Akzent. Myrna hat die Stigmata dreimal in der Karwoche der Jahre empfangen, wo Orthodoxe und Katholiken das Osterfest am selben Datum feiern: 1984, 1987 und 1990. Im Jahre 2001 wird nach den heutigen Kalendern das Osterfest wieder zusammenfallen. Die letzten Botschaften von 1990 kommen hierauf zurück.

6. «Derjenige, der das Öl sendet»

Zwei Tage nach der dritten Stigmatisation am 18. April 1987, dem Tag vor Ostern, begann das Öl wieder reichlich von der Ikone zu fließen und bekam Myrna ihre 18. Ekstase. Christus sagte ihr: «Ich habe euch ein Zeichen zur Verherrlichung gegeben.» Während dieser Ekstase hielt sie ihre rechte Hand in einer segnenden Haltung, so wie die östlichen Priester dies tun und so wie Christus auf den Ikonen abgebildet ist. Kurz bevor sie aus der Ekstase kam, gab sie den Segen mit dieser Hand.

Während der verschiedenen Ekstasen nahm Myrna immer ohne es zu wissen, eine besondere Haltung ein. Auch das ist eins von den vielen Zeichen, die in Soufanieh gegeben wurden.

Um diese Zeichen geht es. Die Ereignisse von Soufanieh sind nur wichtig für uns, sofern sie uns näher zu Christus bringen. Nicht das Öl, sondern die Heilige Kommunion ist wichtig, so wie Nicola, Myrnas Mann, erklärte: «Das Öl kommt meistens während ihrer Reisen nach der Kommunion. Nicht bei jeder heiligen Messe. Aber sie verbirgt das Öl bis die Messe vorüber ist. Ich erinnere mich, daß einmal im Libanon während einer heiligen Messe sehr viele Menschen für die Einheit zusammengekommen waren. Das Öl kam nach der Kommunion. Das Fernsehen merkte dies, zoomte Myrna heran und ließ auf einem Monitor das Öl sehen.

Es entstand viel Lärm in der Kirche. Jeder wollte zu Myrna anstatt zur Kommunion. Myrna ärgerte sich lautstark, nahm ein Mikrofon, wischte das Öl von ihren Händen und sagte: "Wenn in der Kirche eine Messe ist, und die heilige Magd ruft mich, gehe ich nicht zu ihr. Dann gehe ich zuerst zur Kommunion und danach zu ihr." Es wurde still in der Kirche. Und Myrna sagte: "Warum folgt ihr dem Öl und vergesst denjenigen, der das Öl sendet? Da: die Kommunion. Er sendet das Öl."»

7. Die Botschaft von Soufanieh

Die Botschaften, die Myrna während der Erscheinungen und Ekstasen empfangen hat, sind wie ein Kommentar zu den Ereignissen. Neben dem physischen Phänomen des Öls, der biologischen Erscheinung der Stigmata; neben den Marien-Erscheinungen und Ekstasen auf psychischer Ebene, bilden die Botschaften auf geistiger Ebene die Vollendung aller Zeichen.

Die Botschaft von Soufanieh wurde unter anderem bei einem theologischen Kongress zu Münster untersucht und die Schlußfolgerung war: die Botschaften sind das Evangelium in den Worten des 20. Jahrhunderts.

Die Botschaft von Soufanieh können wir zusammenfassen mit dem Wort Einheit. Zu allererst die Einheit der Kirche. Die Kirche, der Leib Christi, ist verwundet. In Soufanieh wird dabei Nachdruck auf die Uneinigkeit zwischen Orthodoxen und Katholiken gelegt. Aber es geht um die gesamte Einheit innerhalb der Kirche. In Soufanieh wurde auch um einen ersten Schritt zur Einheit hin gebeten: einer Regelung des Datums für das Osterfest.

«Die Kirche ist eins, weil Jesus eins ist.» (24-3-1983) Dreimal wurde die Botschaft gegeben: «Die Kirche ist das Reich des Himmels auf Erden. Wer sie gespaltet hat, hat gesündigt.» [Das Arabische klingt milder: «hat Fehler gemacht.»] «Und wer sich über ihre Spaltung gefreut hat, hat gesündigt.» (24-3-1983; 4-8-1985; 14-8-1988)

«Gehe und verkündige in der ganzen Welt und sage ihr ohne Furcht, daß man für die Einheit arbeiten muß.» (26-11-1987)

«Sag meinen Söhnen und Töchtern, daß ich von ihnen die Einheit möchte. Und ich möchte sie nicht von den Schauspielern, die so tun als ob sie an der Einheit arbeiteten.» (7-9-1988) «Das einzige, was ich will, ist, daß ihr euch alle in mir versammelt, so wie ich in jedem von euch bin.» (26-11-1988)

«Wer trennt, trägt keine Liebe in sich.» (24-3-1983) «Muß mein Herz geteilt sein, weil ihr geteilt seid?» (1-5-1985)

Die Einheit der Kirche gründet auf der Einheit der Familie. Die große Einheit beginnt im Kleinen, in der Hauskirche der Familie. Dies bildet den zweiten großen Teil der Botschaft von Soufanieh. Soufanieh ist eine echte Hauskirche, ein Heiligtum im Haus. Das häusliche Leben spielt sich um die Ikone ab. Im ersten Jahr der Ereignisse hatte ein Familienmitglied Schwierigkeiten damit, daß Myrna weiter wie gewöhnlich ihre häuslichen Pflichten erfüllte. So sah sie jemand eines Tages mit ihren Händen im Abwaschwasser und rief: «Das geht doch nicht mit diesen heiligen Händen!» Nüchtern antwortete Myrna: «Niemals glaube ich, daß unsere liebe Frau in Nazareth eine Dienstmagd hatte.»

Maria sagt ihr am 25. November 1983: «Ich bringe keine Scheidung. Deine Ehe soll bleiben so wie sie jetzt ist.» Und im Jahr darauf: «Lebe dein Leben. Das Leben hindert dich nicht, mit dem Beten fortzufahren.» (7-9-1984) Und am 26. November 1987 sagt Christus: «Fahr fort in deinem Leben als Gattin, Mutter und Schwester.» Wir müssen die Heiligkeit nicht im Außergewöhnlichen suchen. Im Tun unserer Pflichten liegt der Weg zur Heiligkeit.

Daß Myrna normal geblieben ist, ist die große Gnade von Soufanieh. Sie ist vorallem einfach und bescheiden, ohne eine Spur von Gekünstelheit oder Anstellerei. Sie stellt sich selbst immer in den Hintergrund. Zugleich ist sie voll Andacht für jeden.

Myrna wollte sehr gerne Kinder. 1985 versprach Maria: «Ich werde dir ein Geschenk machen für deine Mühe.» (1-5-1985) Nach vier Jahren Ehe wurde Myrna schwanger. Das himmlische Geschenk war Mirjam, die 1986 geboren wurde. 1988 folgte John Emmanuel.

8. Die Haltung der Kirche

Wir kommen allmählich zur Frage nach der religiösen Beurteilung all dieser außergewöhnlichen Phänomene. Kommen sie von Gott? Und wenn ja, was will Gott uns damit sagen: Was bedeutet es?

Die Kirche hat noch keine definitive Aussage gemacht. Um diese zu verstehen, muß man bedenken, daß Myrna griechisch-katholisch und ihr Mann griechisch-orthodox ist. Offiziell kommt daher der grieschich-orthodoxen Kirche das Urteil zu. Deren höchste Autorität, der Patriarch, hat im Anfang den übernatürlichen Charakter anerkannt. Aber nachdem die Ikone überbracht worden war und kein Öl mehr gab, hat er geschwiegen.

Die griechisch-orthodoxe Kirche ist mit Konstantinopel verbunden. In Syrien besteht auch die syrisch-orthodoxe Kirche, die sich im fünften Jahrhundert von der Mutterkirche abgespalten hat. Ihr Patriarch, seine Heiligkeit Ignatius Zakka I Iwas, steht den Ereignissen in Soufanieh sehr positiv gegenüber. In einer Audienz vom 20. April 1993 sagte er unter anderem: «Ich werde ihnen gerne sagen, wie ich dazu stehe. Und ich bin immer freimütig und offenherzig. In unserer Zeit haben wir es satt, Lehrern zu folgen. Darum hat Gott einige Menschen zu uns gesendet, um Zeichen von Liebe, von christlicher Liebe zu geben. Und wir haben solche Menschen überall auf der Welt. Von einigen hören wir etwas, von anderen nichts. Gott sei Dank, daß wir hier in dieser heiligen Stadt Damaskus - Damaskus ist eine heilige Stadt, die Stadt des heiligen Paulus - Myrna haben, zu uns gesendet durch Gott. Gott sei Dank, daß die heilige Maria uns mit diesen Zeichen gesegnet hat.»

Die Haltung der katholischen Autoritäten ist vorsichtig. Es gibt in Syrien Katholiken verschiedener Richtungen. Die meisten Katholiken sind Mitglieder der griechisch-katholischen Kirche. Sie folgen dem byzantinischen Ritus, sind aber mit Rom verbunden. Myrna gehört zu dieser Richtung. Die griechisch-katholische Kirche schweigt offiziell in der Öffentlichkeit über Soufanieh, um das Verhältnis zu den Orthodoxen nicht zu verschlechtern. Es gibt jedoch verschiedene Bischhöfe, die sich positiv über die Ereignisse aussprechen, zur Ikone beten kommen und an den Gedächtnisgottesdiensten, die jährlich am 27. November gefeiert werden, teilnehmen. So in 1993 als der maronitische Erzbischhof Monsigneur Mourani in Anwesenheit des apostolischen Nuntius Monsigneur Giacone de Nicolo, des Erzbischhofs Monsigneur Isidor Batikha, Patriarchal-Vikar der griechisch-katholische Kirche, und eines schwarzen Weihbischhofs aus New York das Hochamt feierte. Mgr. Isidor Batikha sagte am 21. November 1995: «Die Erscheinungen von Maria in Soufanieh sind schon 15 Jahre alt und sie wissen, daß es eine Tradition in der Kirche ist, Maria-Erscheinungen nicht anzuerkennen. Die offizielle Kirche in Damaskus hat die Erscheinungen nicht anerkannt, aber was die individuellen Bischhöfe betrifft, diese haben sie wohl akzeptiert.»

Die drei hintereinander folgenden örtlichen apostolischen Nuntii haben den Vatikan stets über die Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten und stehen selbst Soufanieh sehr positiv gegenüber.

Eine offizielle katholische Beurteilung ist vorläufig nicht zu erwarten, weil dies nur zusammen mit den Grieschich-Orthodoxen geschehen kann. Mit anderen Worten: die ökumenische Botschaft von Soufanieh muß zuerst vertieft werden. Und darum wird dort weiter für die Einheit gebetet.

Die Beurteilung und selbst alle Ereignisse in Soufanieh sind für sich nicht das Wichtigste. Das Erreichen der Einheit in der Kirche, in der Familie, in der Welt, darum geht es. Sobald die Einheit erreicht ist, kann Soufanieh vergessen werden. Wenn auch die Frage bleibt, ob man Soufanieh nach allem, was dort geschehen ist, jemals vergessen kann.

9. «Bis das Osterfest zusammen gefeiert wird»

1990 hat Myrna in der Karwoche zum vierten Male die Stigmata empfangen. Hiernach hörte sie in Ekstase Christus sagen: «Meine Tochter, du wirst meine Stimme nicht mehr hören, bis das Osterfest zusammen gefeiert wird.» (14-4-1990)

Und mit Ostern hat die kleine Ikone zum letzten Mal Öl gegeben. Am 26. November 1990 sagte Maria in der letzten Ekstase: «Sei nicht bang, meine Tochter, wenn ich dir sage, daß du mich zum letzten Male siehst, bis das Osterfest zusammen gefeiert wird.» Sie sagte da auch: «Was das Öl betrifft, dieses soll weiter an deinen Händen erscheinen, zur Verherrlichung meines Sohnes, wann immer er es wünscht.»

Die Zeichen in Soufanieh hören nicht auf. Das Öl an Myrnas Händen und an verschiedenen Ikonen überall auf der Welt strömt weiter. Manchmal erscheint es an Myrnas Angesicht. Wir erwarten das Jahr 2001, wenn das Osterfest nach den heutigen Kalendern von Katholiken und Orthodoxen am selben Datum gefeiert wird. Bis dahin sind wir angefordert an der Einheit zu arbeiten. Die Einheit im Großen, der Kirche und der Welt; und der Einheit im Kleinen, in unserer Familie und direkten Umgebung. Da die Einheit im Großen auf der Einheit im Kleinen aufbaut.

 

10. Übersicht über die Ekstasen

(M ist eine Vision von Maria; C eine Vision von Christus; B eine Botschaft)

Nr. Tag Zeit Dauer M/C B Ort

1 Montag, 24.10.1983 Rund 14.00 - - Soufanieh

2 Montag, 24.10.1983 Rund 19.00 - - Soufanieh

3 Freitag, 28.10.1983 18.20-18.50 30 M B Soufanieh

4 Freitag, 4.11.1983 18.15-19.06 45 M B Soufanieh

5 Freitag, 25.11.1983 20.00-20.20 20 M B Soufanieh

6 Karfreitag, 20.4.1984 15.30-16.45 75 C - Soufanieh

7 Donnerstag, 31.5.1984 15.18-15.38 20 C - Soufanieh

15.48-15.58 10 C B Soufanieh

8 Freitag, 7.9.1984 19.47-20.20 33 M B Soufanieh

9 Montag, 26.11.1984 22.50-23.40? 30? C - Soufanieh

10 Sonntag, 3.3.1985 14.04-14.12 8 M - Khabab (Syrien)

11 Mittwoch, 1.5.1985 19.42-19.57 15 M B Soufanieh

12 Sonntag, 4.8.1985 40 M B Hassaké (Syrien)

13 Mittwoch, 14.8.1985 19.12-19.30 25 M B Soufanieh

14 Samstag, 7.9.1985 19.25-19.33 8 C B Soufanieh

15 Dienstag, 26.11.1985 Am Abend 90* C B Soufanieh

16 Mittwoch, 26.11.1986 19.00-19.26 26 C B Soufanieh

17 Donnerstag, 16.4.1987 16.51-17.20 30 C - Soufanieh

18 Karsamstag, 18.4.1987 21.16-21.30 15 C B Soufanieh

19 Donnerstag, 29.5.1987 00.44-00.58 14 C B Soufanieh

20 Mitwoch, 22.7.1987 Am Abend C B Ma'ad (Libanon)

21 Dienstag, 28.7.1987 Am Tage C - Ma'ad (Libanon)

22 Freitag, 14.8.1987 18.17-18.28 11 C B Soufanieh

23 Montag, 7.9.1987 18.32-18.46 14 C B Soufanieh

24 Donnerstag, 26.11.1987 16.37-17.09 32 C B Soufanieh

25 Sonntag, 14.8.1988 Rund 21.15 C B Los Ageles (USA)

26 Mittwoch, 7.9.1988 Am Abend C B Soufanieh

27 Montag, 10.10.1988 C B Ma'ad (Libanon)

28 Samstag, 26.11.1988 Nach 18.00 C B Soufanieh

29 Freitag, 18.8.1989 M B Los Angeles (USA)

30 Sonntag, 26.11.1989 Rund 18.30 M B Soufanieh

31 Samstag, 14.4.1990 Rund 15.30 15 C B Soufanieh

32 Mittwoch, 15.8.1990 Am Abend M B Brasschaat (Belgien)

33 Montag, 26.11.1990 Am Abend M B Soufanieh

 

 

 

11. Übersicht zu den Stigmatisationen

Erste Stigmatisation in 1983

Freitag, 28. Oktober: Gefühl von Nägeln in den Händen.

Montag, 31. Oktober: Um 14.45 Uhr Ausschwitzen von Öl und Schmerzen im Kopf und in den Händen. Entstehen einer Art Schwiele in den Handflächen. Schmerzen an den Füßen. Um 19.04 Uhr erneut Abscheidung von Öl sowie Wiederholung der Schmerzen während Myrna in Händen und Füßen das Gefühl von Nägeln hat.

Freitag, 4. November: Ekstase von 18.15 Uhr bis 19.06 Uhr. Blutende Wunde in der linken Seite. Schmerzen in den Handflächen und auf den Füßen.

Samstag, 5. November: Schmerzen in der linken Seite. Untersuchung durch Dr. Jamil Margi.

Montag, 7. November: Schmerzen an den Handflächen.

Dienstag, 8. November: Zweimal Schmerzen in der linken Seite.

Freitag, 25. November: Um 16.15 Uhr blutet die Seitenwunde (Hemd voll Blut). Um ca. 17.00 Uhr strömt Blut aus Händen und Füßen.

Zweite Stigmatisation in 1984

Montag, 16. April: Myrna fühlt Schmerzen in ihrer linken Seite, an zwei Stellen mit einem Abstand von 10 cm.

Dienstag, 17. April: Schmerzen in der linken Seite.

Mittwoch, 18. April: Schmerzen an der linken Seite.

Gründonnerstag, 19. April: Ungefähr um 15.45 Uhr erscheinen die Wunden. Die Seitenwunde ist 10 cm lang, während die Wunde vom 25. November 1983 nur 2 bis 3 cm lang war. Die Wunden öffnen sich von innen nach außen. Die Wunden schließen sich um 22.00 Uhr von selbst und verheilen sehr schnell. Die Schmerzen dauerten noch einige Tage an.

2. Dezember 1985: Abends fühlt Myrna Schmerzen am Kopf, als ob Nadeln hineingestochen werden. Sie betastet mehrmals ihre Handflächen und legt ihre Hand in die Seite.

5. Dezember 1985: Um ca. 17.30 Uhr hat Myrna Kopfschmerzen: Heftige Stiche, die danach an Schmerzen etwas abnehmen, als ob mit einem Messer und mit Nadeln gestochen wird. Auch verliert Myrna kurz ihr Gesichtsvermögen. Die Schmerzen dauern die nächsten Tage an bis zum 11. Dezember.

14. Dezember: die Stiche kommen im Kopf zurück.

17. Dezember: Myrna fühlt dreimal Stiche an der Stelle der Seitenwunde.

Dritte Stigmatisation in 1987

Gründonnerstag, 16. April: Um 14.46 Uhr spritzt Blut aus der Kopfwunde. Gleichzeitig öffnen sich auch die Wunden auf Händen und Füßen, sowie auch eine Seitenwunde von 12 cm.

Karfreitag, 17. April: Die Seitenwunde von 12 cm ist ganz verheilt. Am Kopf, an den Händen und Füßen sind noch rote Streifen von den Wunden zu sehen.

Vierte Stigmatisation in 1990

Montag, 9. April: Kleine rote Flecken erscheinen auf Myrnas Füßen.

Gründonnerstag, 12. April: Um 11.14 Uhr öffnen sich fünf vertikale Wunden am Kopf. Um 11.29 Uhr fühlt Myrna Schmerzen an ihren Schultern und im Rücken. Um 12.07 Uhr bluten die Kopfwunden erneut. Um 12.11 Uhr, Schmerzen an Schultern und Rücken. Um 12.40 Uhr erneutes Bluten des Kopfes. Um 13.26 Uhr öffnen sich die Wunden der Hände und der Füße und um 13.31 Uhr die Seitenwunde.

IV. ÖL-PHÄNOMENE

In Soufanieh sind fünf verschiedene Phänomene zu unterscheiden. Da ist zuerst das Öl, das von Ikonen, von Myrnas Händen, vom Gesicht und einmal selbst von den Füßen fließt. Daneben haben fünf Marien-Erscheinungen stattgefunden. Wissenschaftlich können diese nicht näher untersucht werden. Alleine Myrna hat sie gesehen. Wohl hat ihr Schwager Awad den Lichtball gesehen, der der Erscheinung vorausging. Und alle Anwesenden haben während der fünften Erscheinung das Öl übermäßig fließen sehen. Zum dritten gibt es die Stigmata, die im folgenden Hauptstück näher behandelt werden. Das vierte Phänomen bilden die Ekstasen und zum fünften sind da etwa 30 Botschaften. Die Ekstasen und die Botschaften sind bereits im vorigen Hauptstück zur Sprache gekommen.

1. Betrug oder Täuschung?

Zeugenaussagen und Videoaufnahmen alleine sind kein alsoluter Beweis für die Echtheit des Öl-Phänomens. Die erste Frage, die wir uns in diesem Zusammenhang stellen müssen, ist die Frage ob es wirklich passiert ist. Sind die Video-Bilder vielleicht inszeniert? Bei meinen Besuchen in Syrien habe ich viele Menschen gesprochen, die die Authentizität der Ereignisse bestätigen. Auch die Kritiker von Soufanieh verkennen die Ereignisse nicht, selbst ihren außergewöhnlichen Charakter nicht.

Aber ist dadurch jede Art von Betrug ausgeschlossen? Ist es nicht möglich, daß eine kleine Gruppe Menschen, vielleicht Myrna alleine, das Öl durch Taschenspieler-Tricks zum Vorschein bringt und so große Gruppen von Menschen betrügt?

Im Allgemeinen können wir festhalten, daß Betrug niemals absolut und vollständig durch Wahrnehmung ausgeschlossen werden kann. Wir können aber eine Anzahl Wahrnehmungen aufzählen, die Betrug unwahrscheinlich machen.

Was die Ikonen betrifft, sprechen die folgenden Argumente gegen Betrug.

1. Das Öl auf der Ikone und auf Myrnas Körper kann einfach wahrgenommen werden. Es gehen keine komplizierten Rituale voraus, die die Wahrnehmung erschweren oder verdunkeln. Es wird auch niemand auf Abstand gehalten. Das Öl auf der Ikone erschien, während die Ikone von allen Seiten gut sichtbar war. Nur in der ersten Zeit wurde die Ikone in einem kleinen Kästchen voll Watte aufbewahrt.

2. Die Ikone ist immer hinter Schloß und Riegel aufbewahrt: zuerst in einem Kästchen, dann in einem kleinen Schrein und zuletzt in einer gläsernen Kugel. Nur Pater Malouli hatte den Schlüssel. Pater Malouli müßte also auch mit im Bunde sein. Er ist jedoch wirklich nicht der Mann, der so etwas tut. Er ist in ganz Damaskus für seine Ehrlichkeit und Strenge bekannt. Vor Soufanieh hat er drei sogenannte Wunder in Damaskus aufgedeckt und bestritten. In den ersten 3 Monaten hat er die Ereignisse genau verfolgt, ohne sich einzumischen. Erst bei der 4. Erscheinung war er mit einbezogen. Er hat immer alles selbst genau aufgenommen und für die Anwesenheit von Wissenschaftlern gesorgt. Ihm verdanken wir auch die Bilder der Stigmata, denn wenn es nach Myrna gegangen wäre, wäre alles verborgen geblieben.

3. Selbst sehr detailierte Untersuchungen haben keinen Betrug ans Licht gebracht. Der syrische Geheimdienst ist in diesem nicht-christlichen Land der strengste Untersucher, aber er hat nichts gefunden. Auch bei den regelmäßigen Besuchen von Ärzten und anderen Wissenschaftlern ist nichts Negatives ans Licht gekommen.

4. Auch Reproduktionen der Ikone geben überall auf der Welt Öl ab. Es müßten deshalb auch in den Vereinigten Staaten, Kanada und Australien Menschen am Betrug beteiligt sein und mit einem immer noch nicht durchschauten Trick das Öl erscheinen lassen. Auch hier konnten Untersuchungen keinen Betrug feststellen. Selbst Taschenspieler-Profis wurden an den Untersuchungen beteiligt.

5. Das Öl wurde bei verschiedenen Gelegenheiten von verschiedenen Labors in Deutschland, Damaskus, Rom und Paris untersucht. Es besteht aus 100 % reinem Olivenöl. Es verfließt rasch und hinterläßt keine Flecken. Kurz, es ist ein Produkt, das so sauber und mit diesen Eigenschaften nicht in der Natur vorkommt. Woher kommt dieses saubere Öl?

Bezüglich des Öls auf Myrnas Händen können wir wie folgt argumentieren:

1. Das Öl auf Myrnas Händen erschien in den unterschiedlichsten Situationen. Meistens war sie umringt von immer wieder anderen Menschen. Niemals hat jemand hierbei eine Spur von Betrug gemeldet. Ungefähr tausendmal ist Öl an Myrnas Händen erschienen, und es erscheint immer noch. Ich selbst bin achtmal dabei gewesen, als Öl auf Myrnas Händen erschien. Obwohl auch ich nichts verdächtiges gesehen habe, muß ich ehrlichkeitshalber zugeben, daß das was ich gesehen habe auch von einem guten Taschenspieler ausgeführt werden kann, außer der unter 4 geschilderten Wahrnehmungen. Selbst die vielen Videoaufnahmen haben Myrna niemals demaskieren können.

Am Sonntag, dem 18. April 1993, Weißer Sonntag für die Katholiken, Ostertag für die Orthodoxen, habe ich die heilige Messe in Soufanieh gefeiert. Weil es sein konnte, daß Öl auf Myrnas Händen erschien, habe ich kurz vor der heiligen Messe Myrna gebeten, an ihrem Platz zu bleiben und ich habe eine Video-Kamera aufgestellt, die auf Myrna gerichtet war und ständig durchlief. Am Ende der heiligen Messe war noch kein Öl zu sehen. Das Schlußlied wurde gesungen und in diesem Augenblick reagierten die Umstehenden, weil sie Öl auf Myrnas Händen sahen. Myrna hält dies meistens verborgen, um den Gottesdienst nicht zu stören. Es sollte noch 6 Minuten dauern, bis sie ihre Hände öffnete und das Öl sehen ließ. Selbst diese Videoaufnahmen können nicht jede Form des Betrugs zu 100 % ausschließen, obschon das Phänomen während der Aufnahmen begann. Streng genommen hätte ich Myrnas Hände und Arme kurz vor und nach dem Erscheinen des Öls untersuchen müssen. Usw. usw.

2. Beeindruckender finde ich das Erscheinen des Öls auf dem Gesicht. Kann ein Taschenspieler dies zeigen, ohne daß jemand jemals Betrug entdeckt? Und wie bekommt man das Öl auf die Füße, wenn man selbst totstill in Ekstase liegt? Dafür braucht man Helfer.

3. Myrna gebraucht das Öl ihrer Hände, um den Menschen ein Kreuz auf die Stirn zu machen. Es zeigt sich daß immer genügend Öl für jeden da ist. Wenn sie damit fertig ist, hört der Ölfluß auf. 1991 in Maastricht geschah dies für ungefähr 200 Menschen. Während ihrer Kanadareise (Juni 1993) waren es manchmal ein- bis zweitausend Menschen. Um für genügend Öl zu sorgen, müßte Myrna also einen eventuellen Trick mehrmals wiederholen.

In meiner Gebetsgruppe segne ich die Menschen manchmal mit Öl, das aus einer Ikone der Nachtbarschaft der Abtei kommt. Es ist einmal vorgekommen, daß ich zuwenig Öl hatte. Es stand noch eine Reihe Menschen da, als es fast aufgebraucht war. Das Fläschchen war wirklich ganz leer, als ich mit einem Seufzer der Erleichterung dem Letzten ein Kreuz auf die Stirn machte. Das Fläschchen steckte in meiner Tasche. Nach dem Gebetsdienst fragte jemand, ob er auch gesegnet werden könnte, weil er vorher nicht anwesend war. Ich nahm das Fläschchen aus meiner Tasche und es schien zu einem Drittel gefüllt! Es kann etwas von der Wand zusammengelaufen sein, aber nicht soviel. Dies ist eine wissenschaftlich unkontrollierbare Geschichte, aber es gibt viel mehr dieser Geschichten über Ölvermehrungen.

4. 1991 habe ich in Maastricht Myrnas rechte Hand verschiedene Male getrocknet und es kam immer wieder eine fettige, gelbliche Flüssigkeit zum Vorschein, die sich deutlich von Schweiß unterschied. Aber ich zweifelte, ob es sich nicht um Öl handeln konnte, welches in die Haut gezogen war und welches nach dem Trocknen wieder nach außen kam. Am Samstagabend, dem 25. November 1995, erschien nach der pontifikalen Hochmesse wieder Öl bei Myrna. Beide Hände waren voll Öl. Während sie die Menschen mit dem rechten Daumen bekreuzigte, machte ich die linke Handfläche trocken. Diese blieb trocken. Als nach einer drieviertel Stunden alle Menschen ein Kreuzchen bekommen hatten, habe ich auch die rechte Handfläche getrocknet und hier erschien wohl wieder Öl. Am Sonntagabend, dem 26. November, erschien um 19.47 Uhr Öl auf Myrnas Gesicht und danach auch auf ihren Händen. Weil das Öl in ihre Augen lief, habe ich einige Minuten lang das Öl aus ihren Augen gewischt. Auf den Augenliedern erschienen immer wieder kleine glitzernde Pünktchen, die über die Haut verteilt waren. Als Myrna kein Öl mehr in ihre Augen bekam, fing sie an Kreuzchen zu geben. Währenddessen habe ich ihre linke Wange getrocknet, worauf innerhalb einer Minute neues Öl erschien.

5. Ich habe selbst einige Male eine Situation erlebt, wo Myrna feurig wollte, daß Öl erschien, aber es kam nicht. Hieran erkennt man, daß sie das Phänomen nicht bewußt selbst hervorrufen kann.

6. Einige Male ist das Öl an den Händen anderer Personen erschienen. Beispielsweise 1988, als Myrna in einem Kloster in den Vereinigten Staaten zu Besuch war, und der Archimandrit Boniface Myrna bat, seine Mönche mit dem Öl zu segnen. Myrna wollte dies aus Demut nicht tun, und da erschien das Öl an den Händen des Archimandrits, so daß dieser selbst seine Mönche damit segnen konnte.

2. Ein unerklärbares Phänomen

Inwieweit ist durch all diese Wahrnehmungen bewiesen, daß es sich hier um ein unerklärbares Phänomen handelt? Natürlich würden wir das Phänomen gerne unter vollständig kontrollierbaren Umständen untersuchen. Aber dies geht nicht. Es ist immer ein spontanes Phänomen, welches nicht erzwungen werden kann. Gerade die Tatsache, daß keine Manipulation möglich ist, selbst nicht durch Myrna, spricht für die Echtheit. Ich bin daher der Meinung, daß die wissenschaftliche Unerklärbarkeit des Erscheinens von Öl genügend bewiesen ist: Nicht so sehr aufgrund meiner eigenen Wahrnehmungen als aufgrund der vielen Zeugenaussagen und Videoaufnahmen, die mir zur Verfügung stehen. Es scheint mir wissenschaftlich verantwortbar zu sein, zu sagen, daß es sich hier um ein außergewöhnliches und für uns (noch?) unerklärbares Phänomen handelt. Das Wort haben jetzt diejenigen, die behaupten, daß eine normale Erklärung möglich ist, um unter Beachtung der Wahrnehmungen, ihre Behauptung zu beweisen.

Ist denn doch keine natürliche Erklärung für das Erscheinen des Öls zu finden? Bei der Ikone ist es ausgeschlossen, daß ein Stückchen Papier Öl produzieren kann. Der menschliche Körper kann dies in außergewöhnlichen Situationen schon, aber dann handelt es sich stets um animalisches Öl und nicht um pflanzliches Olivenöl.

3. Gleichartige Phänomene

a. Ikone

Nachdem wir die Echtheit des Phänomens festgestellt haben, fragen wir, ob gleichartige Phänomene bekannt sind. Neben der Ikone von Soufanieh mit einer großen Zahl von Reproduktionen gibt es einen anderen Typ von Ikone, die zusammen mit einigen Reproduktionen Öl abgegeben hat. Die Ikone von Soufanieh ist vom Typ 'Kazanskaia' (Unser Liebe Frau von Kazan). Es gibt auch einen Typ 'Portaitissa' oder 'Porta caeli' (Maria, Tür des Himmels). Eine Ikone diesen Typs begann 1981 in Montreal (Kanada) Öl abzuscheiden. Ab 1985 taten dies auch einige Reproduktionen diesen Typs. Die bekannteste ist die Ikone von Toulouse, die ab 1990 parfümiertes Öl abgibt und ausführlich untersucht ist.

b. Schwindel

Auch für das Abscheiden von Öl durch Myrna gibt es Parallelen aber diese sind entlarvt als finanzieller Schwindel.

1992 wird von dem 16 jährigen Mädchen Samira Hannouch aus Schweden mit syrischen Eltern behauptet, daß Öl aus ihren Händen laufen solle. Das Öl soll jeden genesen haben, der nur genug Glauben besaß. Täglich segnete sie damit tausende Menschen. Jedoch nach 3 Wochen gab sie bekannt, daß der libanesischen Mönch Mar Charbel Makhlouf ihr erschienen sei und verboten habe, noch mehr Wunder zu wirken. Inzwischen hatte sie schon eine Summe von ca. 420.000,-- DM kassiert. Wahrscheinlich war alles Schwindel.

Genauso traurig ging es in Paris mit dem Syrer Bassam Assaf bei dem 1988 während des Gebets Öl auf den Händen erschien. Einige Zeit später wurde er festgenommen und wegen finanziellen Betrugs verurteilt. Die Authentizität des Phänomens bleibt umstritten. Ein Taschenspieler behauptet, ihn beim Betrug ertappt zu haben. Es gibt jedoch auch ungefähr 10 Personen, die in der Nähe von Bassam Assaf zu ihrer Überraschung auch Öl auf ihren eigenen Händen erscheinen sahen.

In diesem Zusammenhang sollte ich anmerken, daß die Familie Nazzour keinen einzigen Pfennig Gewinn erzielt. Sie nehmen nichts an. Auch fehlt es an irgendwelchen anderen Motivationen, um Vorteile aus den Phänomenen zu ziehen. Als die Phänomene begannen war Myrna 18 Jahre alt und seit 6 Monaten verheiratet. Ihre religiöse Erziehung war sehr dürftig. Sie kannte nur einige Gebete. Das war alles. Ihr Mann bekannte später, daß er Myrna niemals geheiratet hätte, wenn er gewußt hätte, daß sie ihren Glauben praktiziert. Beide wollten das Leben genießen und Spaß haben. Ihr Mann, Nicola, hatte in Deutschland etwas Geld verdient und davon konnten sie gut leben. Die Zukunft sah sonnig aus, bis daß eine andere Sonne am Himmel erschien!

c. Myroblyten

Wissenschaftlich mehr Sicherheit haben wir bei den sogenannten 'Myroblyten' von denen die toten Körper eine ölartige Flüssigkeit oder duftenden Balsam abscheiden. Es geht hier um eine Anzahl 'Incorruptibelen', Menschen bei denen der tote Körper nicht verwest sondern intakt bleibt. Von ca. fünfzig Heiligen ist diese 'Myroblytation' bekannt. Bei dem libanesischen Mönch Charbel Makhlouf war die Feuchtigkeit, die Jahre nach seinem Tod aus seinem Körper trat, wässrig wie Schweis und blutig. Hier geht es also nicht um ein pflanzliches Öl.

d. Profane Analogie?

Nach Professor Hans Bender kann «die Parapsychologie zu den von der Kirche anerkannten Wundern, mit Ausnahme der leiblichen Auferstehung, eine profane Analogie zeigen, die gar nichts mit Religiösem zu tun hat».

Als Parallelen zur weinenden Madonna von Syrakus nennt er Spukfälle und die sogenannten Geistmaterialisationen, wo es sich um schleierartige, amorphe Gebilde oder auch um Glieder und schließlich um ganze Gestalten handeln kann. Obwohl der Unterschied zwischen profan und religiös schon problematisch ist, scheint es mir auch einen großen qualitativen Unterschied zu geben. Spukfälle sind sehr willkührlich und chaotisch. Geistmaterialisationen sind sehr umstritten, weil sie nur in unübersichtlichen Situationen vorkommen und jetzt, wo wir wissenschaftlich genügend kontrollieren können, nicht mehr vorkommen.

e. Sai Baba

Die Kunst des Materialisierens wird von dem indischen Guru Sai Baba in Anspruch genommen. Er soll regelmäßig in der Öffentlichkeit 'vibhuti' materialisieren, eine Art heilige Asche aus Kuhmist. Auf verschiedenen Film- und Videoaufnahmen kann man sehen, wie der Avatar mit Fingerfertigkeit den 'vibuthi' zum Vorschein bringt. Bei Privat-Audienzen soll er Uhren, Ringe, Obst, usw. materalisieren. Aber währende des internationalen Kongresses der Parapsychological Association (PA) von 1994 in Amsterdam zeigten Richard Wiseman und E. Haraldsson einen Film, worauf es so aussieht als ob der Guru Gegenstände, die er materialisieren soll, von Mitarbeitern angereicht bekommt. Eine Wiedergeburt von Gott, die Taschenspieler-Tricks nötig hat? Wir aus dem Westen nennen soetwas Betrug. Für die Inder macht es nicht so viel aus, ob man gaukelt oder Wunder wirkt, da beide Phänomene sich in der Materie ausdrücken, die doch nur 'maja' (Schein) ist.

f. Weinende und blutende Bilder

Die einzigen echten parallelen Erscheinungen finden wir in den sogenannten weinenden und blutenden Bildern. Seit 1953 in Syrakus sind bis 1990 ungefähr 100 Fälle bekannt, die Anspruch auf Echtheit haben. Danach gibt es tausende Falschmeldungen. Fachkundige Beschreibungen des Hervortretens von Tränen, Blut oder Öl sind selten. Ich kenne das persönliche Zeugnis eines Technikers, der so ein Bild untersuchte. Er sah wie nahe am Auge ein kleiner Tropfen in der Luft entstand, losgelöst vom Bild. Dieses Tröpfchen wuchs zu einem Tropfen, der das Bild berührte und dann nach unten floß. Dies spricht dafür, daß die Flüssigkeit nicht aus den Bildern kommt sondern an der Oberfläche entsteht. Diese Meinung wird durch die Geschehnisse in Syrakus (1953) bestätigt. Die Tränen konnten da nicht aus dem Bild kommen, weil sie sonst die Farbstoffe im Bild mit sich geführt hätten. So auch bei den Ikonen. Wenn das Öl aus der Ikone käme wäre das Papier schon lange beschädigt und die Farben hätten sich gelöst.

Demgegenüber scheint Myrna das Öl auszuschwitzen. Das Öl erscheint an den Stellen, wo der Mensch am meisten schwitzt: Die Innenseite der Hände, das Gesicht, der Hals und einmal die Füße. Auch meine eigene Wahrnehmung spricht für ausschwitzen.

4. Paranormale Erklärungen

Gehen wir jetzt einigen Erklärungen des Öl-Phänomens nach.

Vor allem die Ansicht, daß die parapsychischen Phänomene durch innerpsychische Kräfte -die sogenannten Psi-Kräfte - bewirkt werden, hat viel Gewicht bekommen. Das Wort 'PSI' wird in breiten Kreisen akzeptiert, um einen unbekannten psychischen Faktor bei parapsychischen Erlebnissen anzugeben. In unserem Fall müßte Myrna diesen Faktor oder diese Fähigkeit besitzen. Außerhalb der berichteten Erscheinungen zeigt sie kein einziges paranormales Vermögen. Auch in ihrer Jugend hat sich niemals gezeigt, daß sie solche Kräfte besitzt. Daher erscheint es mir nicht richtig, die Erscheinungen verborgenen Kräften von Myrna selbst zuzuschreiben. Man müßte sonst riesige psychische Kräfte bei Myrna vermuten, die selbst auf großen Abstand Ikonen zum Ölabscheiden bringen könnten. Wir müßten Myrna dann nicht mehr als Mensch sehen sondern mehr wie eine Göttin.

Geht es um eine echte Materialisation oder nur um einen paranormalen Ortswechsel, nämlich um einen Apport oder um eine Projektion von Materie. Bei einem Apport verschwindet ein Gegenstand, um an einem anderen Ort zu erscheinen. Beim Öl ist dies schwierig zu beweisen und auch unwahrscheinlich. Wo soll dieses 100 % saubere Olivenöl herkommen, das weder in der Natur noch künstlich produziert wird?

Den Apport will ich von einer Materie-Projektion, auch ectoplastische Projektion genannt, unterscheiden. Der Unterschied zum Apport liegt darin, daß hier kein Gegenstand außerhalb der Person sondern eine Substanz (Blut oder Ectoplasma) aus dem eigenen Körper projektiert wird. Wir kennen in der Geschichte Fälle, wobei dies eine mögliche Erklärung sein könnte.

Zum Beispiel bei dem pseudo-mystischen Mädchen Rosette Tamisier (ca.1850; blutende Malerei in einer Kirche) und Abbé Vachère (1906 bis 1916; blutende Kruzifixe, Bilder und Hostien). In diesen Fällen gibt es eine gewisse Übereinstimmung mit 'Poltergeist' und 'Spuk', wobei die betroffene Hauptperson als 'Agens' fungiert.

Der Begriff Materialisation unterstellt einen Übergang vom Nichtbestehen oder Nichtmateriellembestehen zur materiellen Existenz. Die Physik hat hiermit natürlich große Schwierigkeiten. Es ist nach unseren Kenntnissen der Naturgesetze schon möglich, Energie in Materie umzusetzen. Das Phänomen müßte also mit einer Senkung der Umgebungstemperatur einhergehen. Dies ist bei Myrna und der Ikone nicht der Fall. Deshalb scheint es, daß wir es hier mit einer Schöpfung aus dem Nichts zu tun haben. Mit der Möglichkeit des echten Entstehens neuer Materie oder Energie operierte nur die sogenannte steady-state-Theorie. Diese hat jedoch nicht mehr viele Anhänger. Diese kosmologische Theorie versucht die Ausdehnung des Weltalls zu erklären, indem sie annimmt, daß durch Raum- und Zeiteinheit eine bestimmte Menge Energie oder Materie aus dem Nichts entsteht. Bei der Ölmaterialisation müßte dann auf eine uns unbekannte Weise von dieser andauernden Schöpfung Gebrauch gemacht worden sein.

V. DIE STIGMATA

1. Definition der Stigmata

Der Begriff Stigmata (Singular: Stigma) bezeichnete ursprünglich das Identifizierungszeichen, welches Verbrecher und Sklaven in der Antike mit heißen Eisen eingebrannt bekamen. Es ist ein Kennzeichen und als solches ist es ein weiterweisendes Zeichen. Das Wort Stigma umfaßt heute eine Anzahl medizinischer und biologischer Konnotatione, die hier nicht wichtig sind. Wir meinen hier mit Stigmata Wunden, die durch ihre Form und die Stelle ihres Auftretens auf die Kreuzwunden von Christus verweisen.

Der Begriff Stigmata kann irreführend sein, weil er als Verweis auf die Kreuzwunden einen übernatürlichen Charakter suggeriert. Eine exakte Definition hängt daher oft von den Vorurteilen oder der religiösen Haltung des Untersuchenden ab. Ist der Zeichenwert am wichtigsten, ist es eine mystische Erscheinung, ist es eine Form der Selbstverwundung oder ein psychogenes Ereignis? Einen Unterschied zwischen hypnotischen und mystischen Stigmatisationen suchen, stellt wieder so eine falsche Gegenüberstellung dar, bei der die Niveaus durcheinanderlaufen: Gegenüber den bewußt hervorgerufenen hypnotischen Wunden stehen die spontanen Wunden.

Um all diesen Vorurteilen zu begegnen, müssen wir wieder methodisch die drei Niveaus unterscheiden. Was man sieht sind keine Stigmata sondern nur die Wunden: an Händen und Füßen, in der Seite. Wir müssen daher die Stigmata als ein Phänomen definieren, das heißt, eine Anzahl Kennzeichen der Erscheinungsform aufzählen. Stigmata müssen bestimte Kennzeichen haben.

Es sind zuerst Wunden. Hier schließe ich die sogenannten innerlichen oder unsichtbaren Stigmata aus. Das Bestehen dieser innerlichen Stigmata ist im Allgemeinen sehr schwierig zu kontrollieren. So kommen wir einer Diskussion über bewußte Simulation oder von Schmerzen durch Topoalgie (hysterischen Schmerzen) zuvor.

Auch unterscheide ich die Blutungen, die durch die Haut nach außen dringen, von den eigentlichen Stigmata, auch wenn diese manchmal als Vorphase von 'echten' Stigmata auftreten können. Eine solche Blutung muß kein außergewöhnliches Ereignis sein. Sie können durch Hypnose hervorgerufen werden und scheinen ganz innerhalb der psychogenen Möglichkeiten des Menschen zu liegen.

Die Kennzeichen, die Stigmata von gewöhnlichen Wunden unterscheiden, sind die Folgenden.

Zum Ersten: Diese Wunden kommen an bestimmten Stellen vor, die mehr oder weniger mit den Kreuzwunden übereinstimmen. Sie kommen deshalb an bestimmten Orten vor: Innenflächen und/oder Rücken der Hände; Oberseite und/oder die Sohlen der Füße. Ein Drittel der ungefähr 400 Stigmatisierten, die wir kennen, hat auch die Seitenwunde gehabt. Manchmal zeigen sich dabei noch Spuren der Dornenkrone, der Geiselung oder der Schulterwunde.

Die Stigmata haben zu den Wunden von Christus eine symbolische Beziehung, die nicht morphologisch sondern durch Lokalisation bestimmt ist. Morphologisch gibt es viele Variationen. Und selbst die Lokalisation ist nicht exakt: Die Wunden der Hände müßten an den Handgelenken auftreten; die Seitenwunde ist meistens rechts, aber zu 20 % links.

Zum Zweiten: Ihre Entstehung als Wunde ist nicht artifiziell. Es geschieht spontan. Oft entsteht erst ein roter Fleck, der sich danach von selbst öffnet und zu bluten beginnt. Dies geschieht immer zu bestimmten Zeiten.

Die Wunde entsteht von innen nach außen, während eine künstlich zugefügte Wunde immer von außen nach innen entsteht.

Meistens ist dieses sich spontane Öffnen schwierig wahrzunehmen. Es sind in der Geschichte Fälle bekannt von Betrug, wobei die Person sich selbst die Wunden zufügte. Bei Myrna ist dies ganz ausgeschlossen. Beim Sichöffnen der Kopfwunde in 1987 spritzten bei Myrna die ersten Tropfen nach außen. Blut aus den tiefer gelegenen Schlagadern presste sich nach außen, wodurch die Wunde beinahe auf gewaltätige Weise entstand. Dies kann die sehr regelmäßige Form erklären: Ein Schnitt von dem die Ärzte sagen, daß er mit einem Skalpell ausgeführt sein könnte. Unter den zusehenden Augen der Anwesenden gab es in Soufanieh keine Möglichkeit, um artifiziell solch regelmäßige Wunden anzubringen. Die anderen Wunden Myrnas begannen weniger spektakulär zu bluten.

Zum Dritten: Der Körper reagiert nicht durch Ingangsetzung des Heilungsprozesses auf die Wunden. Normalerweise versucht der Körper die Wunden zu heilen. Aber bei Stigmata sind keine lokalen Entzündungszeichen (rubor, calor) mit Rötung, kein örtliches Wundfieber oder Rotfärbung und Überwärmung zu sehen. Auch bildet das Blut aus den Wunden keine zusätzlichen Blutkörperchen, um die Öffnung zu verschließen. Keine Eiterung oder Infektionen treten auf. Verhältnismäßig kommt demzufolge mehr Blut aus der Wunde als man angesichts deren Größe erwarten sollte.

Die charakteristische Hautreaktion auf eine Verwundung (nämlich Schmerz, Empfindlichkeit und Entzündung) ist nicht nur die Folge des direkten Effekts der Hautverletzung, sondern wird auch durch ein feed-back System verursacht, daß dafür sorgt, daß die Entzündung während der Dauer der aktuellen Wunde bestehen bleibt. Gerade dies feed-back System kann verschiedene Hautabweichungen erklären, selbst die Purpura und die auto-eryrthrocyte Sensitization, aber bei echten Stigmata arbeitet gerade diese System nicht.

Zum Vierten: Die Wunden können sehr schnell heilen oder sie bleiben jahrelang ohne Heilung. Eine normale Wunde hat einige Wochen nötig, um vollständig zu heilen. Ein Stigma kann innerhalb einiger Stunden vollständig verschwinden, höchstens ein kleines Zeichen hinterlassend. Dabei wird kein Narbengewebe gebildet, wie dies bei normalen Wunden der Fall ist. Eine Ausnahme von der schnellen Heilung kam bei Myrna einmal an enigen Wunden vor, die durch die Ärzte schon zu ausführlich untersucht und dabei wahrscheinlich beschädigt wurden.

Eventuell kann man ein fünftes Kennzeichen nennen, welches mehr mit der subjektiven Erfahrung des Stigmatisierten zu tun hat: Die Wunden sind viel schmerzhafter als man von der geringen Größe erwarten kann. Das Blut ist durch seine Menge und die Schmerzen durch ihre Intensität überproportional zu den Wunden.

Drittes und viertes Kennzeichen sind entscheidend, um von einem außergewöhnlichen oder paranormalen Ereignis sprechen zu können. Das Nichtvorhandensein von Heilungsprozessen und eine sehr schnelle Heilung wurden bei Myrna mit großer Zuverlässigkeit wahrgenommen.

Die erste Frage ist, ob es überhaupt Wunden gibt, die diesen Anforderungen genügen. Die Untersuchungen der Ärtze haben ergeben, daß man bei Myrna zurecht von Stigmata sprechen kann. Sowohl das spontane Öffnen, das Nichtreagieren des Körpers als auch die schnelle Heilung sind durch verschiedene Ärzte während der letzten drei Stigmatisationen festgestellt worden.

2. Unterschiedliche Theorien

Wenn man sich die Literatur auf dem Gebiet der Stigmata ansieht, fällt sofort auf, daß es enorm viele unterschiedliche Erklärungen und Theorien gibt, wovon eine Anzahl Autoren meinen, daß das Ereignis genügend erklärt ist. Aber gerade die große Anzahl unterschiedlicher und einander oft widersprechender Theorien zeigt, daß diese Erklärungen nicht über einen hypothetischen Charakter hinauskommen.

Ein Teil der Unterschiede rührt vom nicht methodischen Unterscheiden der drei Niveaus her. Ein Gemisch von Mystik und Pathologie, von unzureichender Wahrnehmung und Vorurteilen, von religiöser Haltung und selektiver Beschreibung muß insbesondere bei der komplexen Erscheinung von Stigmata vermieden werden. Gerade hier ist neben der wissenschaftlichen Wahrnehmung eine Wahrnehmung des Wissenschaftlers unentbehrlich. Auf einige Aspekte will ich besonders eingehen.

* Die Sicherheit mit der etwas behauptet wird ist oft umgekehrt gleichwertig mit der Kraft der Argumente.

* Von einem Fehlen von Argumenten kann manchmal durch den Gebrauch von Fachausdrücken, die für sich alleine nur eine beschreibende Funktion haben, abgelenkt werden.

* Klassifikationen dürfen nicht den Eindruck einer Erklärung hervorrufen.

So werden wir gleich etwas über eine Erscheinung sagen, die man 'auto-erythrocyte sensitization' (Überempfindlichkeit für eigene rote Blutkörperchen) nennt, eine spontane und schmerzhafte Form der Ecchymosis (Blutung in der Haut), eventuell mit Blutung durch die Haut. Man hat den Namen gewählt, weil man meinte, daß das Syndrom durch eine Injektion eigenen Blutes hervorgerufen werden kann. Aber nach der nötigen Untersuchung erwies sich dies und damit der Name als falsch. Trotzdem nennt man die Erscheinung weiter so.

Verwirrung besteht auch beim Begriff Hysterie. Dieser ist nicht nur ein beschreibender sondern auch ein erklärender Begriff.

Es fehlt an Platz, um eine Übersicht über alle Theorien zu geben. Daher will ich ein paar große Richtungen hervorheben und diese mit dem konkreten Fall in Soufanieh vergleichen. Wir unterscheiden der Einfachheit halber natürliche und paranormale Theorien, um danach etwas über die mystische Seite des Falles zu sagen.

 

3. Natürliche Erklärungen

Ausgehend von verschiedenen Bezugsrahmen versucht die medizinische und psychiatrische Wissenschaft zu einer natürlichen Erklärung zu kommen: Ausgehend von Simulation, von dermatologischen Analogien oder ausgehend von psychosomatischen Erscheinungen.

a. Simulation und Suggestion

Zuallererst ausgehend von bewußter oder unbewußter Simulation bis hin zu Betrug. Wir können an Formen von Automutilation (Sebstverstümmelung), Suggestion, Autosuggestion und Hysterie denken. Eventuell auch an chronische halluzinäre Psychose. Wir können auch an die Pathomimen denken, die nicht davor zurückschrecken, sich zu verwunden, um so die geduldige Aufmerksamkeit ihrer Umgebung auf sich zu lenken.

Die einfachste Erklärung ist, daß einige Menschen nach tiefer Konzentration auf die Kreuzigung, vielleicht zusammen mit andauernder Askese, in Automutilation oder mittels Selbstverwundung, sich die Wunden während eines hysterischen Anfalls gefolgt durch Amnesie zufügen. Leider stimmt diese Theorie nicht mit den Tatsachen überein.

Nun gut wird dann gesagt, das Bestehen einer hysterischen Persönlichkeit ist nur ein Vorstadium für die Stigmatisation. Der funktionelle Determinante ist eine extreme religiöse Suggestibilität.

Psychoanalytisch sind die Stigmata dann eine Form von Selbstbestrafung, eine masochistische Befriedigung, hervorgerufen durch Verhinderung libineuser Bedürfnisse und Bestrebungen, sich zu verwirklichen.

Oder die Stigmata sind das Ergebnis eines Traumas verursacht durch einen tiefen Konflikt zwischen der körperlichen Schwäche und den Idealen eines religiösen Lebens. Oder die Stigmata hat man sich psychosomatisch selbst zugefügt als eine Bestrafung, weil der Ausführende seine eigenen sexuellen Bedürfnisse oder die physische Trägheit, die Strenge des asketischen Lebens zu erfüllen, nicht mit den angestrebten Idealen eines christlichen Lebens vereinbaren kann.

Dies alles liefert uns alleine ein psychologisches Element. Vielleicht sind in der Geschichte solche Fälle vorgekommen. Wir beschränken uns hier jedoch auf die echten Stigmata, wo keine Automutilation vorliegt. Und was Myrna betrifft gibt es keine Traumas und Konflikte, die zur Selbstbestrafung führen. Ein Unterdrücken der sexuellen Bedürfnisse? Sie war gerade 6 Monate verheiratet, als die ersten Geschehnisse auftraten. Einige Monate vor der ersten Stigmatisation hat ihr Mann, Nicola, Abstand bewahrt, weil er glaubte, daß Myrna zu heilig für Sexualität wäre, aber auch dieses Problem wurde gelöst und es war an erster Stelle ein Problem für Nicola.

Es wird auch auf einen autosuggestiven Effekt durch das andauernde Denken an die Kreuzigung hingewiesen. Oft kommen die Stigmata bei sehr religiösen Menschen vor, die ihr Leben der Meditation und religiösen Askese geweiht haben. Dies spricht dafür, daß diese Menschen an dem, was Thurston einen 'Kreuzigungskomplex' nennt, leiden. Sie sind buchstäblich besessen vom gekreuzigten Christus. Durch ihr eigenes Verlangen zu leiden, in der Hoffnung auf geistiges Wachstum, identifizieren sie sich buchstäblich mit Ihm. Eine Bestätigung dieser Meinung findet man in der Tatsache, daß Stigmatisierte allein innerhalb der (westlichen) römisch-katholischen Kirche vorkommen. Nur im Westen kennt man diese Form der Andacht für das körperliche Leiden Christi. Die Andacht am Leiden Christi in der Form des Mitleidens, die Idee einer aktiven Teilnahme ist typisch für die katholische Kirche.

Für Myrna trifft dies nicht zu. Sie war nicht auf das Leiden und das Kreuz gerichtet sondern gerade auf Vergnügen und Fröhlichkeit. Auch ist sie innerhalb der östlichen Spiritualität erzogen worden, sofern sie eine Erziehung im Glauben erhalten hat.

Schließlich ist zu fragen ob Suggestion und Einbildung so weit gehen können, daß sie offene Wunden verursachen. Theresia Neumann sagte zu einem Arzt: Wenn sie sich jeden Tag dazu bringen zu denken sie seien ein Rind wird das Ihnen Hörner geben?

b. Dermatologische Analogien

Eine zweite Gruppe Wissenschaftler versucht die Stigmata ausgehend von analogen dermatologischen Erscheinungen so wie Dermatosen, Ecchymosen, Wunden und Blutungen zu verstehen.

In den letzten Jahren wurde vor allem nach einer Verbindung zwischen Blutungen in der Haut (Ecchymosen, Purpura) und Blutungen durch die Haut gesucht. Das Syndrom, das den Namen 'auto-erythrocyte sensitization' bekam, spielte hierbei eine wichtige Rolle. Das Ergebnis all dieser Untersuchungen wird ehrlich bekanntgegeben mit den Worten: Wir wissen jetzt mehr über solche Blutungen, aber wir müssen uns fragen, was dies alles eigentlich mit Stigmata zu tun hat.

c. Psychosomatisch oder psychogen

Als dritte Möglichkeit wird untersucht, ob Stigmata als eine physische Begleiterscheinung der Psyche aufzufassen sind. Da keine einzige organische oder körperliche Ursache für die Wunden zu finden ist, versucht man die Sache auf einen psychosomatischen Prozess zu reduzieren. Die Theorie, daß Stigmata zumindest teilweise psychogen sind, hat man versucht experimentell zu beweisen, indem man sie mittels Hypnose hervorgerufen hat. Unter Hypnose können durch suggestive Beeinflussung dermatologische Erscheinungen entstehen, die an Stigmata erinnern. So zum Beispiel das Rotwerden in Form von Figuren und selbst Purpura. Es wird jedoch höchstens etwas hervorgerufen, das irgendwo entfernt echten Stigmata ähnelt. Nur eine schwache Übereinstimmung ist festzustellen, während die wesentlichen Kennzeichen der Stigmata nicht vorhanden sind. Es geht hier auch nicht um offene Wunden sondern um rote Flecken woraus Blut durch die Haut dringt.

In diesem Zusammenhang muß auch etwas über Konversionserscheinungen gesagt werden. Unter Konversion versteht man den symbolischen Ausdruck eines psychischen Konflikts in körperlicher Erscheinungsform. Myrna zeigt wirklich keine psychischen Konflikte, die so eine Konversion erklären können.

Es wurden natürlich auch allerlei Kombinationen dieser drei verschiedenen Erklärungen behandelt. So kann die Meinung, daß die Stigmata wenigstens, in gewissem Maße inherent psychogen sind, kombiniert werden mit einer Beziehung zwischen Hysterie und Stigmata, wobei als wichtiges Element hinzugefügt wird, daß die Stigmata ein autosuggestiver Effekt einer intensiven Kontemplation sind.

Im Zusammenhang mit Myrna: Sie zeigt keine Anzeichen von großer Hypersensibilität oder eines ichbezogenen Charakters, wie dies für diverse Formen von Hysterie bezeichnet ist. Auch hat Sie sich vor Beginn der Stigmatisation niemals mit der intensiven Kreuz-Betrachtung aufgehalten. Es sieht aus daß die Stigmata sie überfallen haben, ohne Vorbereitung ihrerseits oder einer besonderen Vordisposition.

Einen interessanten Gedanken von Gebhart Frei will ich ihnen nicht vorenthalten:

«Nur ein Zehntel aller Stigmatisierten sind Männer, während umgekehrt neunmal mehr Männer als Frauen ekstatische Zustände haben. Das bestätigt in auffallender Weise gewisse Grundunterschiede in der menschlichen Eigenart von Mann und Frau, daß die Geistseele der Frau gleichsam 'leibnäher', die der Manner so viel häufiger in ekstatischer Weise aus der Leibverbundenheit herausgerissen wird, während umgekehrt die größere 'Leibnähe' der frauliche Psyche die häufige stigmatisierende Einwirkung auf den Körper erklärt.»

4. Paranormale Erklärung

Die Blutung wobei das Blut durch die Haut dringt, ist an sich nicht außergewöhnlich oder paranormal. Dies gehört zu den normalen psychischen Möglichkeiten der Menschen. Aber die psychogenen Aspekte reichen nicht aus, die Stigmata zu erklären.

Könnte es sein, daß Stigmatisierte ihre parapsychischen Kräfte gebrauchen, um den im Wesen psychogenen Prozeß der Purpura usw. zu intensivieren. Stigmata wären dann eine intrasomatische, ideoplastische Erscheinung eines psychogen begonnenen Prozesses, der sich in Folge von PSI-Kräften durchsetzt.

Ich kann hier nur wiederholen, was ich beim Öl-Phänomen über PSI gesagt habe: Es ist ein unbekannter Faktor, eine paranormale Kraft, die sich bei Myrna nur hier manifestiert. So ein unbekannter psychischer Faktor kann alles, auch das Gegenteil, und damit nichts erklären.

Professor Tenhaeff sah die Stigmata als eine ideosensorische Erscheinung bei sogenannten 'Compatientes' an, Menschen, die intensiv mit anderen mitleiden können. Die Stigmata selber sind dann eine ideoplastische Erscheinung, wobei unter Einfluß von Vorstellungen Veränderungen in der körperlichen Form auftreten. Vor allem hysterische Menschen sind hierzu imstande, weil sie durch ihre erhöhte Psychogenität eine besondere Voraussetzung besitzen.

5. Stigmata als mystische Erscheinung

Nach einer veralteten Sichtweise sind Stigmata eine mystische Erscheinung. Streng genommen können sie selbstverständlich nur eine Begleiterscheinung der Mystik sein. Man meint hiermit, daß sie direkt durch Gott verursacht sind, ohne daß wir etwas von natürlichen Prozessen sagen können.

Hierbei wird einer bestimmten Sicht von Wundern gehuldigt, als ob die Übernatur etwas über der Natur ist. Wenn die Stigmata wirklich ein direkt durch Gott gewirktes Wunder wären, könnte man erwarten, daß die Stellen der Wunden exakt mit den Wundstellen von Christus übereinstimmen, was nicht der Fall ist. Wir haben es hier mit einer supranaturalistischen Definition zu tun, wonach ein Wunder vollkommen außerhalb der Natur liegt. Ein Wunder ist aber nicht gegen die Natur und das Phänomen als solches ist immer natürlich. Außer dem auferstandenen und verherrlichten Körper von Christus sind alle Erscheinungen als Erscheinung natürlich und nicht übernatürlich. So sind die Stigmen höchstens eine Begleiterscheinung der Mystik.

6. Religiöse Beurteilung der Stigmata

Weil Stigmata nicht nur eine natürliche Erscheinung sind, sondern immer im religiösen Zusammenhang vorkommen, müssen auch die spirituellen und mystischen Aspekte untersucht werden. Wichtig für die Beurteilung sind hierbei die Beziehung zu Gott, die Liebe und die geistigen Früchte. Welchen Platz nimmt Christus ein? Hat der Betroffene die Stigmata selbst gewollt oder gesucht, geht man ostentativ oder diskret damit um; wird der Stigmatisierte immer mehr ichbezogen oder ist er offen für die Nächstenliebe?

Stigmata können ein Charisma sein, welches gegeben wird. Entweder an eine besonders heilige Person, um andere geistig zu befruchten: Die mystischen Stigmata sind so eine Phase im geistigen Leben. Oder an einen Asketen, damit er durch die Wunden geistig wächst. Aber im Allgemeinen können wir keinen Grund angeben.

Die Stigmata gehen meistens einher mit einer Anzahl anderer Erscheinungen bei der betreffenden Person. Imbert-Goubeye zählt in seiner Studie über ca. 320 Stigmatisierte, die am meisten vorkommenden Antezedenzien auf: Außergewöhnliche Krankheiten und wunderliche Heilungen; Symbolische Visionen; himmlische Erscheinung; Offenbarung; Extasen, teuflische Anfälle und die mystische Heirat.

Es wurde nie jemand heilig erklärt aufgrund von Stigmatisation, Extasen oder sonst irgendwelchen außergewöhnlichen Erscheinungen. Selbst die eventuellen 'Wunder', die während des Lebens gewirkt werden, können niemals den Ausschlag geben. Man wird heilig erklärt aufgrund heldenhaften Übens von Tugenden. Stigmata alleine können also niemals als Beweis gelten für Heiligkeit. Mit der Beziehung zwischen Stigmata und Heiligkeit hängt auch die Frage zusammen, ob Stigmata 'übernatürlich' sind oder sein können, besser gesagt, übernatürlich verursacht sind oder sein können. Im strengeren Sinne kann eine Erscheinung niemals übernatürlich sein, weil sie als Erscheinung per Definition natürlich ist.

Stigmatisierte kommen nur innerhalb der katholischen Kirche vor. Meldungen in Veröffentlichungen über Stigmata bei Moslems (die Wunden, die der Prophet Mohammed nach der Überlieferung im Streit um den Glauben bekommen hat) beruhen auf einem Irrtum, weil die Moslems selbst hier von Automutilation oder Selbstverwundung sprechen.

Die Tatsache, daß Stigmata nur in der katholischen Kirche vorkommen, will man wohl apologetisch oder kulturell interpretieren. Myrna lebt aber in einer völlig anderen Kultur, nämlich der östlichen Kirche, so daß eine kulturelle Interpretation nicht gut möglich ist.

 

VI. TRANSCENDENZ

Bei uns rufen außergewöhnliche und unerklärbare Erscheinungen Verwunderung hervor, die nicht nur Überraschung sondern auch Bewunderung beinhaltet. Diese Erscheinungen rufen etwas hervor, das die immanente Welt übersteigt, 'transzendiert', auf etwas höheres hinweist. So eine Erscheinung erfährt man als ein Zeichen, etwas mit eine Bedeutung. Oft spricht man dann von einem Wunder. Und doch ist nicht jede außergewöhnliche Erscheinung ein Wunder.

1. Immanenz und Transzendenz

Die Frage, ob die Phänomene mehr sind als ihre Erscheinungsform ist eine rein philosophische Frage, die tatsächlich weitreichende, existenzielle Folgen hat. Gibt es in der innerweltlichen Immanenz einen Aspekt, der die Welt transzendiert? Es ist nicht der unbekannte Faktor PSI aus der Parapsychologie, da dieser auch Innenwelt ist. Es geht hier für die Gesamtheit der Welt um die Frage, ob Evolution reiner Zufall oder zielgerichtet ist. Und diese Frage hat Konsequenzen für das Ziel und den Sinn des täglichen menschlichen Lebens. Ist unser Leben in einer Schöpfung geborgen, oder sind wir "Ertrinkende auf einem Floß in stürmiger See" (nach Bertrand Russel)? Der Mensch als Geliebter des Schöpfers oder als ein unbedeutendes Etwas in einem heimatlosen Weltall.

Naturwissenschaftlich ist die Hypothese einer uns umfassenden, transzendentalen Ordnung nicht. Sie kann nicht unter abstrakten und künstlichen Testbedingungen in Labors und mit Apparaten verifiziert werden, sondern sich höchstens in unserem Leben spiegeln. In unserem Leben müssen wir wählen: Leben wir das Leben mit Skepsis und Zweifeln, oder haben wir die innere Gewißheit und das Vertrauen, daß unser Leben hier auf Erden und über den Tod hinaus einen letzten Sinn und unendlichen Wert für uns hat.

Transzendentation, Zielgerichtetheit und Sinn hängen eng zusammen. In der Sinngebung und Zielgerichtetheit bricht die Transzendentation durch und wir kommen einem Sinngeber auf die Spur, den wir Gott nennen.

2. Wunder

Wunder sind außergewöhnliche Erscheinungen, in denen der gläubige Mensch die Anwesenheit Gottes erfährt. Es sind religiöse Paraphänomene, die ein Zeichen für Gottes Wirksamkeit sind. Die religiöse Sinngebung (Zeichen für Gottes Anwesenheit) ist dabei wesentlicher, als der außergewöhnliche (paranormale, das heißt nicht oder noch nicht erklärbare) Charakter.

a. Glaube oder Geisteskrankheit?

Gerade in unserer Zeit haben wir den Sinn verloren, um die immanente Welt als Verweis auf die Transzendentation zu erleben. Die Geschehnisse haben ihre Bedeutung. Der transzendente Gott bricht in den Zeichen durch in die immanente Welt.

Wir müssen lernen, die Zeichen aufmerksam zu lesen. Der Glaube ist hierbei der Schlüssel. Aber auch der psychotische Mensch sucht hinter allem einen symbolischen Wert. Wo liegt denn die Grenze zwischen Glauben und Geisteskrankheit? Man versucht in der Tat manchmal Heilige als psychiatrische Patienten zu beschreiben. Das deutlichste Kriterium, um ein gläubiges und mystisches Erleben der Wirklichkeit vom kranken Zustand eines Geisteskranken zu unterscheiden, ist in den Folgen dieses Erlebens für die Persönlichkeit zu finden. Bei krankhaften Zuständen kommt es zu einem Zerfall der Persönlichkeit, geistig, moralisch und physisch, wobei auch Intoleranz, Aggressivität usw. solche Zerfallerscheinungen sind.

Erfahrungen eines Mystikers und eines Schizophrenen haben große Ähnlichkeit. Doch besteht ein entscheidender Unterschied. Der Schizophrene zieht sich in seine eigene innere Welt zurück und bleibt dem Leben des Alltags vollkomen unangepaßt, während der Mystiker seine inneren Erfahrungen mit seinem Alltag in Übereinstimmung bringt. In der täglichen Lebensbewältigung sieht man den sichersten Prüfstein, um den Mystiker von dem Neurotiker zu unterscheiden. Wo der kranke Mensch durch die Krankheit unter seiner Natur bleibt, wird der Mystiker durch die Gnade über die verstörte Natur hinaus gehoben in seine ursprüngliche menschliche Gesamtheit.

b. Das Wunder als Zeichen

Die Gegenwart Gottes wird sichtbar im Wunder, auf eine sichtbare und zugleich verhüllte Weise. Nicht wegen des unerklärbaren Charakters kann man es als ein Wunder kennzeichnen. Deshalb sind nich alle religiösen Paraphänomene Wunder. Es ist eine andere Instanz als die Naturwissenschaft nötig, um das wunderliche des Wunders zu beurteilen. Für den Katholiken ist diese Instanz die Kirche.

Die Wahrheit des Wunders als Zeichen ist nur dem Glaubenden zugänglich und kein Gegenstand der wissenschaftlichen Forschung. Mit Ferdinand Zahlner ist festzuhalten an einer sauberen methodologischen Trennung. Auf eine system-immanente Deutung seitens der Paranormologie oder einer anderen Naturwissenschaft kann nie eine Wunderkonstatierung erfolgen. Denn eine naturwissenschaftliche Betrachtungweise schließt eine religiös-transzendente Deutung des Phänomens als «Zeichen Gottes» methodisch aus.

Das Wunder ist als (Para)phänomen natürlich (zur Natur gehörend) und kann, ja muß, dafür in seinem außergewöhnlichen Charakter, nicht in seinem Zeichenwert, wissenschaftlich untersucht werden. Der Zeichenwert wird durch die Kirche untersucht. Ihr Urteil stützt sich nicht auf empirische Beweise sondern auf ihr Charisma, um die theologischen Anzeichen (keine theologischen Beweise!) auf richtige Weise zu interpretieren.

c. Das Wunder und die Naturgesetze

Sind Wunder gegen die Natur? Was ist gegen die Natur? Ist es gegen die Naturgesetze, wenn ein amputiertes Bein wieder anwächst, wie es 1640 innerhalb einer Stunde bei Miguel Juan Pellicer passierte? Warum soll das gegen die Naturgesetze sein, während jeder es natürlich findet, daß aus einer befruchteten Eizelle ein ganzer menschlicher Körper entsteht? Der heilige Augustinus schrieb: «Ein Wunder passiert nicht gegen die Natur, sondern gegen unser Wissen von der Natur.»

Die Frage, ob die Stigmata nicht auf natürliche Weise erklärt werden können, ist eigentlich nicht so wichtig für die Frage, ob die Stigmata eine mystische Erscheinung sind. Die mystischen Paraphänomene scheinen sich in erster Linie gegen die Naturgesetze zu richten, aber bei einer genaueren Untersuchung zeigt es sich daß sie, je länger umso mehr, die uns bekannten Naturgesetze bestätigen. Wohl sieht es so aus, daß diese Gesetze auf eine uns noch unbekannte Weise angewendet werden. Obgleich nicht zu beweisen sieht es aus, als ob ein Agent beschäftigt ist, der auf eine uns noch unbekannte Weise die uns bekannten Gesetze benutzt. Die mystischen Paraphänomene sind niemals chaotische Auswüchse der Natur. Sie sind auf ein Ziel gerichtet, sinnvoll und voller Bedeutung.

d. Unerklärbar und übernatürlich

Eine definitive Feststellung, daß ein Vorgang naturwissenschaftlich nicht erklärbar ist, ist auf der Ebene der Naturwissenschaft nicht möglich. Wohl aber sind manche Vorgänge, die den Gläubigen als Wunder gelten, mit den heute bekannten Gesetzen des Naturablaufes (noch) nicht erklärbar.

Prospero Lambertini huldigte der Meinung, daß «was immer mit natürlichen Kräften erreicht werden kan, darf nicht als Wunder angesehen werden». Im großen und ganzen wurde so eine saubere Trennung von Natürlich-Übernatürlich, sowie vom Pathologischen gegenüber dem Normalen vorgenommen. Aber diese Unterscheidungen sind so nicht zu handhaben. Die Übernatur nimmt in der Natur Gestalt an und man soll einen Unterschied zwischen paranormal und supranormal machen müssen. Aber wie? Auch die Unterscheidung zwischen krank und gesund ist problematisch geworden, weil die Grenzen zwischen beiden fließend sind. Und dürfen wir Gott zu einem Lückenfüller machen? Gott ist dann der unbekannte Faktor womit wir das Unerklärte erklären, eine Art unbekannter Faktor, der beim Fortschreiten der Wissenschaft immer mehr an Boden verliert.

Gott gebraucht die Natur, um etwas Übernatürliches auszudrücken. Er gebraucht natürliche Prozesse. Es kann also in einer Erscheinung (natürlich) eine transzendente Ursache (Gott) liegen, um einen natürlichen Prozeß auf außergewöhnliche und besondere aber nicht unnatürliche Weise verlaufen zu lassen und so ein Ergebnis zu erzielen, das bei normalem Ablauf der Prozesse unmöglich ist. Prof. Hans Bender schrieb in diesem Zusammenhang: «Gott bedient sich um ein Zeichen zu geben, der geheimeren Möglichkeiten seiner Schöpfung, die nicht allgemein vertraut sind.»

e. Das Wunder als Zeichen für Gottes Anwesenheit

Die Präsenz Gottes wird im Wunder transparent, sichtbar und verhüllt zugleich. Nicht ein Kausalschluß von der Unerklärlichkeit des Phänomens auf die göttliche Ursache, sondern das theophane Moment läßt den Menschen die göttliche Präsenz im Wunder erfahren. Wenn Gott in einem Ereignis selbst gegenwärtig werden will, dann muß er auch direkter Ursprung dieses Ereignisses sein.

f. Religiöse Sinngebung und kirchliche Autorität

Wichtig ist zu sehen, daß außergewöhnliche Phänomene alleine kein Beweis sind für den eventuellen übernatürlichen Charakter. Von den 400 Stigmatisierten sind ungefähr 70 heilig- oder seelig erklärt worden. Und bei der Heiligerklärung von zum Beispiel Gemma Galgani hat die Kirche ausdrücklich gesagt, daß diese Heiligerklärung kein Urteil beinhaltet über den übernatürlichen Charakter der außergewöhnlichen Phänomene während ihres Lebens; das heißt über ihre Stigmata und Visionen.

Nicht das Außergewöhnliche der religiösen Paraphänomene ist am wichtigsten. Es geht zuallererst um die (religiöse) Sinngebung. Die Beurteilung, ob so eine Erscheinung eine positive, neutrale oder negative religiöse Sinngebung beinhaltet, wird vom Glauben der damit beschäftigten Personen abhängen. Für Katholiken wird der Maßstab in Christus und seiner Kirche gesucht werden. Die kirchlichen Autoritäten, insbesondere die Bischöfe, haben bei dieser Beurteilung einen ausschlaggebenden Einfluß. Maßstab dabei ist nicht das persönliche Gefühl der betreffenden Autorität, sondern die durch Christus geoffenbarte Wahrheit, woran alles gemessen werden muß. Wir müssen bedenken, daß das Fundament des Glaubens in Christus gelegt ist und deshalb eventuelle spätere Wunder und Offenbarungen diesen Glauben nur bestätigen und unterstützen können. Paraphänomene, ob sie nun ein Wunder sind oder nicht, können dem Glauben nichts wesentliches hinzufügen. Während die direkte Umgebung sich oft ganz dergleichen Erscheinungen hingibt (vor allem, wenn sie mit Privatoffenbarungen einhergehen), wird die Kirche immer eine vorsichtige Haltung annehemn: Der Glaube hängt nicht von solchen Erscheinungen ab. Abhängig vom (positiven oder negativen) Effekt eines solchen Phänomens wird die Kirche seine Gewalt ausüben.

So ist es möglich, daß ein Paraphänomen als gefährlich für den Glauben eingestuft wird. Nicht, weil das Phänomen selbst als Erscheinung gefährlich ist, sondern weil die religiöse Sinngebung die Gläubigen auf eine falsche Spur bringen kann. Die Aussage der Kirche beschränkt sich daher auf das Gebiet des Zeichenwertes und der Sinngebung. Die Beurteilung der Echtheit des Phänomens überläßt sie der Naturwissenschaft.

g. Die Notwendigkeit der wissenschaftlichen Untersuchung

Im Gegensatz zu vielen anderen Religionen legt die katholische Kirche viel Wert auf die wissenschaftliche Untersuchung der Erscheinungen selbst. Die Meinung, daß bestimmte Erscheinungen 'zu heilig' sein sollten, um wissenschaftlich untersucht zu werden, wird dann auch durch die Kirche nicht geteilt. Die Wahrhaftigkeit und die Würde unseres Glaubens verlangen gerade so eine Untersuchung. So wie der Glaube nicht auf listig erdachten Geschichten oder Phantasien beruht, so darf auch das Wunder als Zeichen von Gottes Anwesentheit nicht auf Betrug oder Irreführung beruhen.

Es kann sein, daß eine falsche Erscheinung eine gute religiöse Auswirkung hat. Doch besteht der erste Schritt, um zu einer Beurteilung zu kommen, immer darin, die Echtheit des Phänomens festzustellen. Erst danach kann man sich fragen, ob hier ein Zeichen von Gottes Gegenwart vorliegt. Damit ist nicht gesagt, daß Gott nicht anwesend sein kann, wenn Betrug vorliegt oder ein Phänomen durch eine Laune der Natur entstanden ist. Auch in diesen Fällen kann Gott Personen individuell ansprechen, so wie Er das überall kann. Aber wir sprechen dann nicht von einem Wunder und das Geschehen an sich wird abgewiesen. Die guten (positiven) Folgen bei einer solchen betrügerischen Erscheinung sind dann meistens die Folge des Glaubens und des Gebets der betreffenden Person. Sie können nicht als Frucht des Betrugs gesehen werden.

3. Transzendenz in Soufanieh

Sind die Geschehnisse in Soufanieh übernatürlicher Art? Eine definitive Beurteilung steht alleine der Kirche zu. Ohne vorzugreifen möchte ich einige positive Aspekte nach vorne holen, die für die Beurteilung wichtig sind.

a. Die Persönlichkeit von Myrna Nazzour

In der Zeit vom 13. April bis zum 5. Mai 1993 habe ich fast jeden Tag viele Stunden im Haus der Familie Nazzour in Soufanieh zugebracht. Daneben habe ich viele Zeugen gesprochen: Familienmitglieder, Freunde, Nachbarn und begleitende Priester.

Mehr als 60 Stunden Interview auf Kassette und viele Stunden Videoaufnahmen waren das Resultat (als der Gipfel eines Eisberges). Bei meinem zweiten Besuch in Syrien im Oktober 1994 habe ich insbesondere jeden besucht, von dem man sagte, daß er gegen Soufanieh war. Die Argumente gegen Soufanieh schienen in Gerüchten über das Moral-Verhalten von Myrna steckenzubleiben; Sie sollte Whisky trinken, rauchen und tanzen. Auffallend war, daß man nichts gegen die Echtheit der Phänomene sagte.

Ich bin kein sogenannter objektiver Beobachter geblieben, sondern jemand der in die Familie Nazzour aufgenommen wurde und voll ins Geschehen einbezogen wurde. Wenn man darüber nachdenkt, ist es gut zu bedenken, daß so ein objektiver Beobachter immer ein Außenstehender bleibt: Jemand, der draußen steht. Er hat keinen Anteil am Geschehen und kann so den größten Teil nicht wahrnehmen. Er kann keinen Einfluß ausüben und so nicht die Bedingungen der Wahrnehmung bestimmen. Hätte ich mich so verhalten, dann wäre ich nie bei einer Anzahl von Ereignissen eingeladen gewesen, wo ich jetzt dabei war. So ist es aus psychologischer Sicht doch wichtig, einige Male bei einem normalen Essen dabei zu sein oder ein Badminton-Spiel mitzumachen. Mein Mangel an der obengenannten Objektivität eines Außenstehenden (in der Philosophie spricht man von Objektivismus) kann diesem Zeugnis nur noch mehr Wert geben.

Ich habe Myrna in allerlei Situationen miterlebt, in der häuslichen Familie und auf Reisen, während des Gebets und beim Essen, auf einem Familienfest und bei einem offiziellen Besuch, bei großer Müdigkeit und bei einem Ruhetag, bei der Erziehung der Kinder und beim Empfang von Fremden, usw.. Was mir in allen diesen Situationen auffiel, ist ihre psychische und geistige Ausgeglichenheit. Immer blieb sie vollkommen sie selbst. Niemals eine Spur von Gekünzeltheit, Anstellerei oder Übertreibung. Sie stellt sich selbst in den Hintergrund, aber wenn andere sie nach vorne holen, antwortet sie ohne Auflehnung.

Neben ihrer Ausgeglichenheit will ich ihre aufmerksame Besorgtheit nach vorne holen. Sie steht offen für alles und jeden. Sie ist mitfühlend und mitgehend, ohne daß dies einer schwachen Persönlichkeit entspringt, denn wenn es nötig ist, zeigt sie ihre Willenskraft. Sie ist völlig auf den Mitmenschen gerichtet, ohne hierbei die Sorge für sich zu vergessen.

Auch auf spiritueller Ebene gibt Myrna den Anschein einer großen Ausgeglichenheit. Sie bekannte mir, daß sie gerne mehr beten würde, aber es käme nicht dazu: Durch die viele Arbeit, die Erziehung der Kinder und die vielen Besucher, die sie sprechen wollen. Aber wenn sie einige ruhige Momente hat, dann geht sie in der Stille beten. Ich habe auch eine sehr große Liebe und Gottesfurcht für die heilige Messe beobachtet, ungeachtet des Ritus, in dem diese gefeiert wird. Immer wohnt sie der heiligen Messe voller Ehrfurcht und Andacht bei.

Sie strahlt auch Demut aus. Dies zeigt sich vor allem bei ihrer Haltung beim Erscheinen des Öls. Sie ist ein bißchen verduzt, wenn es passiert und versucht es sogar zu verbergen. Auch wenn es alltäglich geworden ist bleibt sie verwundert und gerade in diesem Moment demütig.

Eigentlich ist es etwas verwunderlich, daß Myrna, nach allem was sie mitgemacht hat, noch so normal sich selbst sein kann, ohne eine Form der Gekünzeltheit. Meine Ansicht wurde durch die Zeugnisse einiger Psychologen, die Myrnas Benehmen einige Zeit verfolgten, bestätigt.

b. Die Botschaften

Die Botschaften kommentieren die Ereignisse. Sie weisen uns auf eine tiefere Bedeutung und auf einen tieferen Sinn. Der Inhalt und die Voraussagen unterscheiden sich wesentlich von den Botschaften, die an den meisten anderen Stellen gegeben wurden. Da stehen vor allem Bedrohung, Katastrophen und eventuell selbst das Ende der Welt mit einem Eingreifen Gottes im Mittelpunkt. Diese Botschaften appellieren an die tieferen Ängste des westlichen Menschen. Gerade dieses Appellieren an etwas, das bewußt oder unbewußt bei vielen Menschen vorhanden ist, ruft Fragen auf, ob diese Art Botschaften nicht aus den tieferen, kollektiven Schichten der Masse kommen. Die Geschichte der Australier 'Little Pebble', mit einer Gruppe von Sehern über die ganze Welt verstreut, läßt erkennen, daß es eine tiefere Beeinflussung gegeben haben muß, daß alle aus demselben Brunnen geschöpft haben müssen. Denn unabhängig von einander erhielt diese Gruppe von Sehern beinahe dieselben Botschaften und Vorraussagen. Wir würden hier fast von einem kollektiven Unterbewußtsein sprechen, wenn dieser Begriff nicht so einen verwirrenden Inhalt hätte. Ich meine nicht eine Art Superunterbewußtsein sondern eine Art Unterwanderung, ein Einfluß, unter dem man kollektiv und unbewußt steht.

c. Die Sinngebung

Das Übernatürliche läßt sich nicht beweisen durch das Außergewöhnliche eines Ereignisses. Beim Wunder ist nicht das "Sonderbare" wichtig, sondern der Zeichenwert, die Bedeutung. In der Bedeutung und im Sinn der Ereignisse finden wir Anhaltspunkte für das Übernatürliche. Und die Ereignisse zu Soufanieh sind reich an Zeichen und Bedeutungen. Man kann fast sagen: Selbst wenn es nicht übernatürlich sein sollte, gibt es so viele Ansätze und Zeichen zur Glaubensvertiefung, daß auch dann die Botschaft von Soufanieh wertvoll ist.

Auch die unerwarteten Wenden in den Entwicklungen der Ereignisse weisen auf eine Agens im Hintergrund. Nach der fünften Erscheinung am 24. März 1983 schien alles vollendet und nichts neues mehr zu erwarten zu sein. So gibt es noch andere unerwartete Wenden.

Wir versuchen mittels der Fingerabdrücke dem Täter auf die Spur zu kommen. Da eine weitere Behandlung dieser Fragen den Rahmen dieser Veröffentlichung sprengen würde, will ich lediglich nochmals auf die Zielgerichtetheit, die Bedeutung und die Sinngebung des Gesamt-Phänomens hinweisen. Es sieht danach aus, als ob ein Regisseur hinter den Kulissen arbeitet.

 

 

 

VII. SCHLUßBEMERKUNG: WISSENSCHAFT UND GLAUBEN

Die Debatte über die religiösen Paraphänomene ist in der Vergangenheit zu einem wichtigen Teil durch die falsche Gegenüberstellung von Glauben und Wissenschaft bestimmt worden. Denken wir an die Kluft zwischen der Parapsychologie und der katholischen Wissenschaftausübungslehre. Gerade in unserer Zeit ist die Gegenüberstellung von Glaube und Pseudowissenschaft (New Age) wie auch die von Wissenschaft und Aberglaube (Okkultismus und Spiritismus) viel aktueller geworden. Vielleicht kann dies das Verständnis dafür wachsen lassen, daß Glaube und Wissenschaft nicht miteinander im Konflikt zu sein brauchen und sogar Hand in Hand gehen können.

Es ist daher zu hoffen, daß das Kriegsbeil zwischen christlichen Glauben und Wissenschaft definitiv begraben wird, weil daraus auf dem Gebiet der religiösen Paraphänomene eine fruchtbare Zusammenarbeit wachsen kann.

In diesem Zusammenhang will ich mit der bekannten Anekdote von Louis Pasteur schließen. Einer seiner Studenten fragte ihn: "Professor, wie ist es möglich, daß Sie, der soviel nachgedacht und studiert hat, glauben können?" Pasteur antwortete: "Gerade weil ich soviel nachgedacht und studiert habe, habe ich mir meinen Glauben eines bretonischen Bauers bewahrt; hätte ich noch mehr nachgedacht und noch mehr studiert, dann hätte ich es zum Glauben einer bretonischen Bäuerin gebracht."

 

 

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